Julian Kley – Gründer und COO der digitalisierten Hausarzt-Praxis-Kette Avi Medical

In dieser Folge spricht Inga Bergen mit Julian Kley über die Vision von Avi Medical, die hausärztliche Grundversorgung in Deutschland und Europa zu digitalisieren und an der Patient-Journey auszurichten. 

Julian Kley ist studierter Mediziner, war lange in der Beratung, bevor er sich gemeinsam mit seinen Mitgründern entschloss, Avi Medical zu gründen. Mit Avi Medical ist das Gründerteam angetreten, die ambulante Versorgung in Deutschland zu verändern. Julian selbst stammt aus einer Medizinerfamilie, nach dem Medizinstudium entschied er sich, in die Beratung zu gehen. Schon im Krankenhaus erkannte er, wie viel er Menschen er als Arzt helfen kann, aber sah auch, dass sein Einfluss begrenzt war, Verbesserungen am System vorzunehmen. Nach mehreren Jahren als Unternehmensberater entschloss er sich zur Gründung, weil er etwas nachhaltiges schaffen wollte. Alle der Gründer teilen eine Vision eines neuen, verbesserten Gesundheitssystems. 

Avi Medical will die hausärztliche Versorgung grundsätzlich verbessern. Der Zeitpunkt ist gut, denn viele Hausärztinnen und Hausärzte in Deutschland stehen kurz vor dem Ruhestand. Das Durchschnittsalter niedergelassener Mediziner ist 56 Jahre.  und viele Praxen stehen zum Verkauf und haben Schwierigkeiten, Nachfolger zu finden. Die junge Generation hat andere Anforderungen, die sich mit einer Praxis nicht vereinbaren lassen – dem Wunsch nach Flexibilität und mehr Fokus auf die Ärztliche Tätigkeit. Viele junge Mediziner haben kein Interesse an bürokratischen Tätigkeiten, die in einer Praxis anfallen.

Praxisketten: Vorbilder aus den USA

In den USA gibt es sehr interessante Vorbilder wie OneMedical, VillageMD. Die haben vorgemacht, wie hausärztliche Versorgung skalierbar organisiert werden kann und zeigen, dass das Modell sehr erfolgreich sein kann. Die Philosophie von Avi Medical ist, Patienten eng zu managen und zu binden. Zudem ist die Zeit in der Praxis, im Arzt-Patienten-Kontakt zu kurz und es gibt wenig Unterstützung für die Zeit dazwischen. Hier will Avi Medical standardisiert digitale Lösungen nutzen, um Compliance, Lebensstiländerung und Informationen passgenau bereit zu stellen. Die Lösungen sind zum großen Teil schon verfügbar, wie zum Beispiel Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), diese können eine Anbindung zwischen den Arztbesuchen schaffen.

Standardisierte Arbeitsabläufe, an der Patient Journey ausgerichtet

Die Software hat 2 Komponenten: eine App für Patienten und eine Praxisverwaltungssoftware mit eigenen Modulen. Die Komponenten kommen aus einer Hand, ohne Bruchstellen für die Anwender. Patienten machen zu Hause über die App eine Anamnese, die Informationen werden in die Praxis übermittelt. Der Arzt oder die Ärztin erhält ein sogenanntes „Onboarding“ mit Informationen über Patienten. Dies bedeutet weniger Stress in der Praxis, weil alle relevanten Informationen zur Verfügung stehen. Nach der Behandlung erhalten Patienten eine Übersicht der Behandlung und weiterführende Informationen, z.B. zu ihrer Diagnose. Außerdem werden relevante DiGa empfohlen, Home-Monitoring-Geräte angeschlossen und Grenzwerte definiert. So können Patienten, die dies brauchen, automatisch in die Praxis “bestellt“ werden. 

Avi Medical kauft existierende Kassensitze und Arztpraxen

Avi Medical stellt Ärztinnen und Ärzte und medizinisches Fachpersonal an, übernimmt existierende zugelassene Praxen mit Patientenstamm und Personal und organisiert die Praxis dann nach dem Avi Medical Prinzip. Das Unternehmen hält die Kassensitze und hat Fachleute, die die ganze Administration und Bürokratie übernehmen. Dies ist effizienter, da die Anforderungen sich bei jeder neuen Praxis wiederholen.

Wirtschaftlichkeit & medizinischer Nutzen 

Die Behandlung von Patienten wird gut vergütet – deswegen interessiert sich Avi Medical besonders für die Behandlung chronisch erkrankter Patienten. Avi Medical setzt einen Fokus auf die Abrechenbarkeit von Leistungen. So kann das Start-up sehr gut ermitteln, was wie abgerechnet werden kann und Ärztinnen und Ärzte entsprechend schulen. Zudem kann das Unternehmen bessere Preise z.B. bei Laborverträgen verhandeln schaffen.

Große Finanzierungsrunde zeigt das Potential

Anfang 2021 hat das Unternehmen Risikokapital aufgenommen. Daher muss das Geschäftsmodell skalieren. Die Investoren haben erkannt, welche Entwicklung das Gesundheitswesen nimmt. Das Gesundheitswesen der Zukunft ist laut Julian Datengetrieben. Ziele sind Prävention, Behandlungserfolg und effiziente kostengünstige Versorgung, z.B. über Telemedizin. Auch datenbasierte Analysemodelle und Prognosen werden an Relevanz gewinnen.

Die Arztpraxis als Appstore

So können die Praxen wie eine Art „Appstore“ funktionieren und Zugang zu digitalen Lösungen in der Breite schaffen.  So soll jede Anwendung im Gesundheitssystem genutzt werden, um die Patient Journey und das Health Outcome zu verbessern.

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4 Antworten zu „Julian Kley – Gründer und COO der digitalisierten Hausarzt-Praxis-Kette Avi Medical“

  1. […] Konzept auf eine Reihe von Praxen übertragen. Ende des Jahres 2021 will docport seine erste eigene Systempraxis […]


  2. Avatar von Patrick Pfohl
    Patrick Pfohl

    Alles schön und gut mit der Digitalisierung man sieht ja schon wie das in Deutschland funktioniert oder besser nicht funktioniert. Digitalisierung ist für mich kein Allheilmittel wenn es als Tool gebraucht wird ok aber das medizinische und das menschliche darf nicht zu kurz kommen und da sehe eine gewisse Gefahr, dass die medizinische Versorgung den finanziellen Vorgaben untergeordnet werden.


  3. […] in Premiumlagen in deutschen Großstädten zu finden sein. In den eterno health Standorten werden hausärztliche und fachärztlichen Behandlungen für gesetzlich oder privat Versicherte […]


  4. Avatar von Dr. Ghasemi
    Dr. Ghasemi

    Ich bin Praxisinhaber und betreibe meine Praxis in Hamburg als Hausarzt.
    Ich finde Euer Konzept interessant und möchte euch kontaktieren um mehr zu erfahren.


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