In dieser Folge spricht Inga Bergen mit Patrick Haberland, Headhunter im Gesundheitswesen mit über 20 Jahren Erfahrung. Seit 2015 ist Patrick Haberland Managing Director bei DHR Global, einer internationalen Firma für Executive Search und Beratung für Führungskräfte.
DHR Global ist eine amerikanische Recruitingfirma, die sich mit Patrick Haberland auf den deutschen Gesundheitsmarkt spezialisiert hat. Zu seinen Kundinnen und Kunden zählen neben großen akademischen und medizinischen Einrichtungen auch Krankenhäuser aller Versorgungsstufen sowie Pharma-, MedTech- und Digital-Health-Unternehmen. Er arbeitet „hinter den Kulissen“ der Öffentlichkeit in einem Team mit Kollegen und Kolleginnen auf nationaler und internationaler Ebene zusammen, um die besten Menschen für neue Position in Unternehmen zu finden.
Headhunter aka Recruiter
Patrick Haberland beschreibt seinen Beruf darin, Unternehmen in ihrem aktuellem Entwicklungsstand und ihrem Know-how zu verstehen und auf der Gegenseite Menschen in ihrem persönlichen Karrierestatus, in ihren Fähigkeiten und Interessen zu begreifen und die notwendigen Schnittstellen zu identifizieren und zueinander zu bringen [ab min. 7]. Er analysiert den Ist-Stand von Unternehmen, was sie können, was ihre Ziele sind und wie sie sich weiter entwickeln wollen.
„Wenn ich daran denke, dass sich Skillset und Mindset im Head abspielt, dann ist Headhunting (als Definition) vielleicht gar nicht so falsch, denn je weniger es davon gibt, desto mehr muss man sie (Arbeitskräfte) jagen, aber vor allem muss man sie gewinnen – für die Klienten.“
– Patrick Haberland
New Work und Generationswechsel – die Veränderung der 08/15-Karriere
Patrick Haberland erlebt mit seiner Arbeit die Dynamik und die Veränderungen von Arbeitskräften live mit [ab min. 5], die Möglichkeit durch Veränderung und nicht nur gesammelten Jahre im Berufsleben aufzusteigen bietet neuen Anreiz. Es gibt vor allem für Einzelpersonen und Single Contributer eine immer größere Nachfrage von Unternehmen. Durch Digitalisierung und Transformation innerhalb von Unternehmen werden neue Stellen geschaffen und es benötigt Menschen mit neuem Wissen, neuen Ideen, Erfahrungen und Motivation für positive Veränderungen. Ein wichtiger Faktor den Haberland betont, ist das zunehmende Bedürfnis an Sinnhaftigkeit im eigenen Arbeitsfeld. Purpose Driven Work nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert ein, weshalb das Gesundheitswesen auch für Menschen aus anderen Industrien interessanter wird. Für ihn selbst ist das auch ein wichtiger Faktor zur Arbeitszufriedenheit, auch wenn er in anderen Industrien mehr verdienen könnte.
Das richtige Mindset für Unternehmen
Wir befinden uns auf einem Arbeitnehmermarkt, weshalb Stellenangebote attraktiv gestaltet werden müssen. Hier sagt Haberland klar, dass es auf die Agilität der Klientinnen und Klienten ankommt und darauf, wie veränderungsfähig sie für neue Arbeitsmodelle sind [ab min. 20]. Unternehmen müssen sich selbst bewusst werden, was sie einzigartig macht und was sie anbieten können, was ihre Vorteile sind, was es für Ansprüche gibt und was erreicht werden soll. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen ach wahrnehmen, dass im Gesundheitswesen 75 % der Arbeitnehmerinnen weiblich sind, wohingegen in den Führungsetagen nur 29 % Frauen vorzufinden sind. Diese Zahl ist in den letzten Jahren sogar weiter gesunken, auch hier ist viel Spielraum für Verbesserung in Unternehmen vorhanden. Auch Haberland weiß, dass die Konkurrenz nicht schläft, weshalb es oft schwer ist geeignete Leute innerhalb des Gesundheitssystems zu finden und dann auch zu rekrutieren. Daher wird auch in andere Industriefelder geschaut, was durchaus mit frischem Wind einzelner Personen verbunden sein kann [ab min. 16]. Die Geschwindigkeit von Prozessen im Rahmen der Digitalisierung im Vergleich zu anderen Industrien unterscheidet sich stark durch das benötigte Spezialwissen und die sensiblen Daten, die viel Schutz benötigen.
Welchen Mindset brauchen die Führungskräfte für Transformation?
Haberland macht deutlich: Es braucht Dolmetscher [ab min. 11]. Menschen, die die Bedarfe jeder Berufsgruppe innerhalb des Gesundheitswesens wahrnehmen, die Bedarfe auf allen Ebenen kommunizieren können und verstehen, welchen Ansatz es für Veränderung braucht. Genauso wichtig ist aber nicht nur das Verstehen, sondern auch die Umsetzungsfähigkeit, die Planung und das setzten von Meilensteinen. Gerade weil für eine erfolgreiche Umsetzung alle Berufsgruppen miteinbezogen werden müssen.
Veränderung mit und durch den Fachkräftemangel?
Verändert hat sich im Gesundheitswesen die Geschwindigkeit und die Anforderungen innerhalb der Versorgung. Patrick Haberland nennt hierfür unterschiedliche Gründe: Gesetzgebungen, äußeren Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen [bis min. 5]. Auf Führungsebene ist eine häufigere Fluktuation, aufgrund Trägerwechsel oder individuelle Ziele der Eigentümerinnen und Eigentümer zu bemerken. Aber auch ein hierarchisches System innerhalb von Krankenhäusern seien ein Grund, dass bspw. Ärztinnen und Ärzte das klinische Setting verlassen [ab min. 20]. Die zunehmende Geschwindigkeit in der Patientinnen- und Patientenversorgung ist mitunter auf unser Abrechnungssystem der DRG Fallpauschalen zurück zu führen. Früher war das Ziel, die Menschen möglichst lange im Krankenhaus zu behalten, mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 11 Tagen und heute ist das Ziel, sie möglichst schnell gesund zu machen, mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von fünf Tagen. Das wirkt sich auf die Arbeitswelt aus und trägt Veränderung mit sich. Haberland geht davon aus, dass diese dauerhaften Impacts weitere Veränderungen mit sich bringen werden.
Blick in die USA
Haberland erzählt von seinen Erfahrungen mit dem Arbeitsmarkt in den USA und ist der Ansicht, dass dort keine bessere Gesundheitsversorgung vorliegt als bei uns [ab min. 35]. Sie versuchen jedoch stärker über Digitalisierung eine Skalierung der Arbeitskraft und des Workloads zu ermöglichen. Das heißt, dass eine medizinische Fachkraft mehr Patientinnen und Patienten behandeln kann, die Arbeitszufriedenheit gesteigert werden kann und eine bessere Vernetzung innerhalb verschiedener Gesundheitssektoren erfolgt. Sie machen vor, das sich ein Blick über den Tellerrand lohnen kann.
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