Episode 31 | Julian Specht – Gründer des Start-Ups Living Brain über Technologie für kognitive Rehabilitation bei neurologischen Erkrankungen

Zusammen mit seinem Team hat Julian Specht eine Software entwickelt, die Patienten bei der kognitiven Rehabilitation nach neurologischen Erkrankungen unterstützt. Julian Specht musste selbst erleben, dass die Möglichkeiten der Rehabilitation des Gehirns nach Schlaganfällen oder Gehirn-OPs altmodisch und begrenzt sind. Noch während seines Psychologie-Studiums hat er zusammen mit seiner Co-Founderin und der Gründungsförderung seiner Hochschule ‚Living Brain‘ ins Leben gerufen.

Was genau sich hinter ‚Living Brain‘ verbirgt, wie es Patienten hilft, schneller Alltagskompetenz zu entwickeln, damit Versorgungslücken schließt, und ob wir die Technologien nutzen können, um Superhirne zu werden, erfahrt ihr von Julian in der heutigen Folge von Visionäre der Gesundheit. 

Julian Specht

Ab Minute 1:44 geht es los – Julian Specht stellt sich und sein Startup ‚Living Brain‘ vor. Living Brain hat er zusammen mit seiner Co-Founderin in Heidelberg gegründet. Dort entwickelten sie eine moderne Form der kognitiven Rehabilitation, z.B. für Patienten nach Schlaganfällen oder Hirn-OPs. Die Software hilft Menschen mit einer Kombination aus Virtueller Realität (VR) und psychologischen Lernstrategien Alltagstätigkeiten, wie z.B. Kaffee kochen, wieder zu erlernen. 

Gründungsgeschichte

Julian selbst litt, seitdem er 10 Jahre alt war, an Epilepsie. Mit 20 Jahren entschloss er sich zu einer Operation am Gehirn. Das Risiko für kognitive Einschränkungen war dabei relativ hoch. Ab Minute 4:00 erzählt Julian, wie er damals mit seinen Ärzten zum ersten Mal über die Möglichkeiten der neurologischen Rehabilitation gesprochen hat – mit dem unbefriedigenden Ergebnis, dass es nur veraltete und unzureichende Reha-Möglichkeiten gab. Julian hatte Glück, seine OP glückte und er hatte keine neurologischen Ausfälle. Dennoch ließ ihn die fehlende Möglichkeit der Neuroreha nicht mehr los.

Für Julian und seine Mitgründerin Barbara, die auch Psychologin ist, war das der Startpunkt für Living Brain. Es war ein guter Start, da Julian auf Ansprechpartner aus seiner Krankheitsgeschichte zurückgreifen konnte, um zu verstehen, wie Reha eigentlich funktioniert. Auf dieser Basis haben die beiden Gründer dann ein Konzept entwickelt, berichtet Julian ab Minute 7:00. Weiter erzählt er, wo sie heute stehen, wer sie unterstützt hat und wie sie ihr Konzept von vielen Ideen bis zu heutigen klinischen Testphase entwickelt haben.

Klinischer Test

Ab Minute 12:00 steht die klinische Testphase, in der sich das Produkt gerade befindet, im Fokus des Gesprächs. Podcasthost Inga spricht die Schwierigkeit an, dass nur wenige Innovationen den Sprung aus der Forschung in die Versorgung schaffen. Julians Ziel ist ein evidenzbasiertes Medizinprodukt, das während der klinischen Testung schon Patienten zugutekommen soll. Auch erzählt er, warum er sich als studierter Psychologe gegen den Weg das Forschungsprojekt und für das Gründen entschieden hat. 

Neuronale Plastizität

Aber jetzt zum Produkt: was ist denn nun eigentlich besser an Living Brain als an den bisherigen Therapien? Nun, da sind zum einen die neurologischen Vorteile von VR Brillen. Ein Training in der Realität ist gut, aber auch risikobehaftet, weil Patienten Angst haben, Fehler zu machen und eine Verletzungsgefahr besteht. Die VR Lösung bietet einen sichere Umgebung, um Alltagsaktivitäten wieder zu erlernen. Wissenschaftliche Publikationen belegen, dass VR die neuronale Plastizität in einem Maß anregen kann, wie es die normale Reha nicht kann. Was das „window of opportunity“ damit zu tun hat und warum wir vermutlich keine Superhirne werden, erfahrt ihr ab Minute 15:00.

Ab Minute 22:35 thematisieren Inga und Julian den Aufbau der klinischen Studie zur Zulassung als Medizinprodukt und den Wirkungsnachweis. Das Studienszenario ist mehrstufig aufgebaut und soll Fragen beantworten wie der Patient mit der VR zurechtkommt oder wie die Anwendung im klinischen Alltag aussieht? Therapeuten müssen mit dem Produkt gut zurechtkommen, auch die Patienten müssen es als Mehrwert empfinden. Nach dieser Studienphase kommen die messbaren Verbesserungen im Gesundheitszustand in den Focus und die Frage, ob sich der Patient verbessert.  

Spaß am Lernen

Das Geschäftsmodell wird voraussichtlich der Vertrieb an Reha-Kliniken, erklärt Julian ab Minute 25:00. Denn dort kann es Patienten am besten helfen. Vielleicht wird es auch darum gehen, eine Versorgungslücke zu schließen und Patienten schon in der Wartezeit auf eine Reha betreuen zu können. Denn je früher ein Patient mit Reha anfangen kann, desto größer der Erfolg für den Patienten. Spaß spielt dabei übrigens auch eine wichtige Rolle, denn das Produkt soll Spaß machen, damit Patienten motiviert bleiben. Das erste Feedback von Patienten ist durchweg positiv, sagt Julian. Gelichzeitige geben sie auch Input, was noch verbessert werden kann. 

Zum Abschluss sprechen Inga und Julian über die Zukunft und Julians Vision, dass die Akzeptanz von modernen Technologien im Gesundheitswesen noch weiter Einzug hält, und das Bewusstsein entsteht, dass Technologie eine gute Hilfe sein kann. Gleichzeitig, sagt Julian, müssen wir im Auge behalten, wie wir den Umgang mit Technologie ethisch einordnen – dann wird viel Veränderung und Verbesserung entstehen. Das will auch Julian, mit seiner Technologie eine Lücke schließen, wissenschaftlich fundiert. Wenn er das schafft, dann hat Living Brain sein Ziel erreicht. 

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