Dr. Markus Leyck Dieken – Leiter der Gematik – darüber, wie die deutsche Mentalität und der Datenschutz Innovation im Gesundheitswesen bestimmt

Markus Leyck Dieken

Dr. Markus Leyck Dieken ist bereits zum zweiten Mal bei uns im Podcast. Heute erzählt er uns, was sich in den letzten drei Jahren bei der Gematik getan hat und gibt uns einen Einblick in das elektronische Rezept, was wir bereits gelernt haben und welche Potentiale es noch gibt. In der Podcastfolge sprechen Inga und Dr. Leyck Dieken außerdem darüber, ob wir für die Digitalisierung neue Prozesse brauchen und wie sich Datenschutz und Gesundheitsschutz ändern müssen.

Die Gematik treibt aktiv Schlüsselstellen der Digitalisierung und Innovation im deutschen Gesundheitswesen voran. So werden z.B. bereits 90% aller Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen elektronisch über den Service KIM versendet. So konnte die Gematik bereits einige Erfolge verbuchen, aber es gibt noch große Hürden zu überwinden.

Die deutsche Mentalität steht der Innovation im Wege 

In Deutschland geht es aber nicht nur um Technologie, sondern auch um die Bereitschaft der Gesellschaft, dem Staat zu vertrauen und sich weiterzuentwickeln.Und das zeigt sich in allen Lebensbereichen. 

Wer mehr über die Person Dr. Markus Leyck Dieken erfahren möchte, kann sich gerne die erste Folge mit ihm anhören.

Die Arbeit der Gematik gliedert sich grundsätzlich in drei Phasen: die Design-, die Bau- und die Rollout-Phase. In jeder dieser Phasen musste sich die Gematik in den letzten drei Jahren verbessern. Am besten ist dies bisher in der ersten Phase gelungen. So wird heute bereits in der Design-Phase mehr auf die Nutzenden und deren Mehrwert geachtet. Es werden Workshops gegeben, die Design-Phase geöffnet und so die Nutzer:innen direkt mit herangezogen.

In Deutschland neigt man dazu alle Eventualitäten absichern zu wollen 

Auch die Phase des Aufbaus konnte etwas verbessert werden. Es wird versucht, die Konzepte für die Industrie besser umsetzbar zu machen. Aber auch hier gibt es ein großes kulturelles Problem. Die Deutschen versuchen in der Regel schon vor dem Rollout alle Eventualitäten abzubilden, das Produkt muss alle abholen und perfekt sein. Das ist aber unmöglich.

Digitale Produkte haben in der Regel eines gemeinsam. Sie haben immer ein spielerisches Element, so dass auch Jugendliche mühelos damit umgehen können. Dies kollidiert stark mit der deutschen Mentalität. So werden spielerische Elemente hier eher als unseriös und nicht tragfähig angesehen. Dabei zeigt sich in der Praxis das Gegenteil: Je verspielter ein digitales Produkt ist, desto eher wird es von den User:innen angenommen. Diese Erkenntnis muss sich auch in Deutschland langsam durchsetzen.

Der Datenschutz macht den Rollout schwer  

Diese Tendenz zum Perfektionismus im deutschen System macht die Rollout-Phase besonders kompliziert. So wird erwartet, dass man ein perfektes Produkt auf dem Markt bekommt, doch dies ist eigentlich gar nicht möglich. Ein gewisser Feinschliff wird immer erst in der Rollout-Phase möglich sein. 

Vieles ist bereits digital, wie das Buchen von Bahn- und Flugtickets oder viele andere Anwendungen, da stellt sich die Frage, warum es im Gesundheitswesen so langsam vorangeht. Inga und Dr. Markus Leyck Dieken sind sich sicher, dass ein strenger Datenschutz die Hauptrolle spielt.

Daten teilen heißt auch Erfahrung teilen im Gesundheitswesen 

Sei es das elektronische Rezept, der digitale Medikationsplan oder die digitale Patientenakte. Alle haben faktisch einen enormen Vorteil, sowohl kostentechnisch als auch zeittechnisch für Patient:innen, Krankenkassen, Arztpraxen und Apotheken. Durch den digitalen Medikationsplan wären alle Etagen im Gesundheitswesen in der Lage, die Entverbraucher:innen besser zu behandeln und mit ihnen besser zu kommunizieren. Es muss ermöglicht werden, dass geholfen werden kann. Wenn aber niemand wirklich auf die Daten zugreifen kann, kann auch niemandem geholfen werden. Das kostet viel Zeit und Geld. Es könnten 25 bis 40 % an Zeit und Geld eingespart werden, wenn Mehrfachuntersuchungen vermieden und Daten strukturierter weitergegeben würden.

Die Brüssler sagen: „The Germans like it safe, their house has no doors and no windows“ 

Inzwischen sprechen sich auch über 2/3 der Bürger:innen für eine digitale Patientenakte aus. Der Umdenkprozess in der Gesellschaft ist also schon weit fortgeschritten, unser Parlament wird immer jünger. Was jetzt noch fehlt, ist der Mut und die Courage, solche Projekte auch endlich umzusetzen. Dänemark beispielsweise hat bereits seit 14 Jahren eine digitale Patientenakte und zeigt einmal mehr, dass wir von unseren Nachbarn in Sachen Datenschutz und Innovation im Gesundheitswesen noch einiges lernen können.

Einige Landesdatenschutzbeauftragte stehen der Digitalisierung und Innovation im Gesundheitswesen jedoch deutlich offener gegenüber. Inga hat in einer anderen Podcastfolge mit Dr. Henrik Matthies genau über dieses Thema gesprochen. 

Die Gematik steht letztendlich dafür, die Daten der Bürger:innen zu schützen, dabei aber auch Innovationen möglich zu machen. Sie versuchen eine Balance zwischen Schützen und Ermöglichen zu finden und so die Digitalisierung voranzutreiben.

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