Dr. Bernadette Klapper ist eine wahrhafte Visionärin, Aktivistin für die Themen Gesundheit & Pflege und Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe

Dr. Bernadette Klapper ist gelernte Krankenschwerster und studierte Soziologin hat in der ambulanten und stationären Pflege in Deutschland und Frankreich gearbeitet hat bevor sie in Bielefeld am Institut für Pflegewissenschaften promovierte. Seit Oktober 2021 ist sie Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe.

Nach ihrer Promotion hat Dr. Bernadette Klapper für die Robert Bosch Stiftung den Schwerpunkt Leben im Alter aufgebaut und kürzlich die Initiative Neustart ins Leben gerufen, die Reformen im Gesundheitswesen fordert. Im Podcast erzählt sie welche Reformen Sie für notwendig hält um eine besser und gerechte Versorgung sicherzustellen, wie ihre Vision für der Pflege in 2030 aussieht, wie wichtig Usability dafür ist und welche Datengenossenschaften dabei spielen können.

Start in der Pflege

Der Start ihrer beruflichen Laufbahn begann für Dr. Bernadette Klapper mit einer Krankenpflegeausbildung. Nachdem sie einige Jahre in dem Beruf gearbeitet hatte, zog es sie nach Hamburg und anschließend Bordeaux für ein Soziologie-Studium. Die Finanzierung ihres Studiums ermöglichte sie sich durch weitere Arbeit in der Pflege. Zurück in Deutschland angekommen ging sie zum Institut für Pflegewissenschaft in Bielefeld als wissenschaftliche Mitarbeiterin, um sich von einem übergeordneten Blick aus das gesamte System anzuschauen. Nach ihrer Promotion ging es nach Stuttgart zur Robert Bosch Stiftung für den Aufbau des Förderschwerpunktes „Leben im Alter“. Nach einem kurzen Abstecher in das Unternehmen Bosch durfte Dr. Bernadette Klapper in der Stiftung jahrelang den Bereich Gesundheit verantworten und viele Initiativen wie zum Beispiel „Neustart!“ ins Leben rufen. Als Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe erweitert sie nun noch einmal ihren Horizont und bezeichnet sich als Aktivistin. 

Reformen

Um Veränderungen im Gesundheitssystem anzuschieben, braucht es laut Bernadette Klapper „Reformmut“. Daraus entstand auch die Initiative „Neustart!“ mit einer Zukunftsagenda, weil sonst keine großen und grundlegenden Reformen für gesetzliche Grundlagen aus dem fünften Sozialgesetzbuch (SGB V) entstehen. Diese sind allerdings vor allem aus historischer Perspektive lange überfällig. Grund dafür ist, dass im ersten Schritt Ende des 19. Jahrhunderts eine Sozialversicherung als Armutsversicherung und nicht als Gesundheitsversicherung eingeführt wurde. Im zweiten Schritt erfolgte die Revolution der modernen Medizin, worauf sich ein auf Krankheiten basiertes Gesundheitssystem entwickelte. Als dritten Schritt haben wir mittlerweile genug Evidenz, dass Prävention und Gesundheitsförderung eigentlich wesentlich sind, allerdings wurde das nie richtig in das System eingebaut. 

Qualitätswettbewerb anstatt Kostenwettbewerb

Von moderner Medizin, über gute Pflege bis hin zu Gesundheitsförderung und Prävention muss ein neues Gesundheitssystem gebaut werden. Mittlerweile ist es mehr als nur ein Trendthema, alle Menschen wollen Gesundheit. Digitale Lösungen sind eigentlich schon genug vorhanden, allerdings sind sie noch nicht mit unserem Sozialversicherungsmodell vereinbar. Dr. Bernadette Klapper träumt von einer funktionierenden elektronischen Patientenakte mit smarten Datenformaten, die alle Informationen für die Patienten bündelt, damit diese sie steuern können. Wenn die Datenmodelle auch noch gut im Hintergrund verknüpft werden können, wäre eine verbesserte Prävention und Gesundheitsförderung möglich und gleichzeitig könnten wir unser System in einen Qualitätswettbewerb bringen anstatt in einen Kostenwettbewerb.

Einheitliche Gesetzesgrundlagen und breite Qualifizierung sind notwendig 

Ambulante Pflegedienste jonglieren zwischen unterschiedlichen Gesetzesgrundlagen. Aus der Sicht von Dr. Bernadette Klapper sollte das Thema allerdings als Ganzes gesehen werden. Die Gesundheit der Menschen sollte im Vordergrund stehen und nicht die Frage, in welchem Sozialgesetzbuch was genau steht. Pflege ist in erster Linie Beziehungs- und Emotionsarbeit sowie eine anspruchsvolle Begleitung in schwierigen Lebenssituationen. 

Bezüglich der Pflegeassistenzausbildung gibt es aktuell zu viel Wildwuchs und zu wenig Vereinheitlichung. Laut ihr sind solide generalistische Ausbildungen mit internationalem europäischem Anschluss notwendig. Um gut für den riesigen demografischen Wandel aufgestellt zu sein, muss es weiterhin Spezialisierungen im akademischen Bereich und neue Rollen wie Community Health Nursing mit Gesundheitszentren nach dem PORT-Modell geben. Zusätzlich ist das eine Voraussetzung, damit wir die Vorteile des digitalen Wandels auch wirklich für alle nutzbar machen können. 

Datengenossenschaften und Estland als Modell der Zukunft?

Die Idee der Datengenossenschaften kommt aus dem Gedanken, dass alle einen Gegenwert für die Bereitstellung ihrer Daten bekommen sollten. Dr. Bernadette Klapper findet besonders das Modell in Estland spannend, wo Datensicherheit von der staatlichen Seite zur Verfügung gestellt wird und die unternehmerische Seite anschließend ihre Entwicklungen und Anwendungen dort anbinden kann. Ihrer Meinung nach ist das ein gutes Modell, weil eine bestimmte Absicht für die Bevölkerung verfolgt werden kann und gleichzeitig nicht alles reguliert wird und Freiraum für kreatives Unternehmertum möglich bleibt.

„Mondlandung“ für Prävention und Gesundheitsförderung ermöglichen

Zum Abschluss findet es Dr. Bernadette Klapper paradox, wie zur Reise zum Mond aufgerufen wurde und wie wir die intelligentesten Sensoren in Autos haben, aber gleichzeitig sich viel zu wenig darum gekümmert wird, wie die Menschen zu einem gesunden Leben gebracht werden können. Besonders für die motivationalen Hintergründe benötigt es noch viel Forschung und Investitionen.

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Eine Antwort zu „Dr. Bernadette Klapper ist eine wahrhafte Visionärin, Aktivistin für die Themen Gesundheit & Pflege und Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe“

  1. […] Klaus Hurrelmann war Gründungsdekan der ersten Fakultät für Gesundheitswissenschaften in Deutschland an der Universität Bielefeld und hat damit den Grundstein für eine interdisziplinäre Sicht auf das Thema Gesundheit gegelegt.Prof. Dr. Klaus Hurrelmann wurde 1944 geboren und blickt auf ein langes Leben und Wirken zurück, in dem er bis heute die Themen Prävention und Gesundheitskompetenz prägt wie kein anderer. Er war Gründungsdekan der ersten Fakultät für Gesundheitswissenschaften in Deutschland in Bielefeld. […]


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