Prof. Dr. Andreas Michalsen ist Inhaber der Stifungsprofessur für klinische Naturheilkunde an der Charité Berlin, internistischer Chefarzt im Immanuelkrankenhaus, Bestsellerautor vieler Bücher und Start-up Gründer für Digitale Gesundheitsanwendungen. Im Podcast mit den Visionären der Gesundheit spricht er mit Inga Bergen über die Chance, die Digitalisierung für die Naturheilkunde schafft, gesunde Ernährung, Bewegung und Stressreduktion – und wie wir damit präventiv Krankheiten vorbeugen oder ihre Verläufe positiv beeinflussen können.
Der Pionier der Naturheilkunde des 20. Jahrhunderts
Prof. Dr. Andreas Michalsen hat als einer der Pioniere die Naturheilkunde in Deutschland populär gemacht und ihr breites Gehör verschafft. Sowohl in medizinischen Fachkreisen, als auch in der breiten Bevölkerung wird er geschätzt – auch wegen seiner Bücher und digitalen Services, die er entwickelt und für die er sogar unter die Start-up-Gründer gegangen ist.
Gleich zu Beginn in Minute 2 widmen sich Prof. Dr. Michalsen und Inga Bergen der Frage, wie chronische Leiden am besten überwunden werden können. Die vom Google-Mutterkonzern Alphabet finanzierte Firma Verily hat, laut Inga, die These aufgestellt, dass Auto’s mehrere 100 Sensoren für eine reibungslose Funktion benötigen – so sollten es bei Menschen viele Tausend sein. Demgegenüber vertritt die moderne Naturheilkunde und damit Herr Prof. Dr. Andreas Michalsen die These, dass wir durch die Rückbesinnung zur Natur keine Sensoren benötigen, sondern unsere eigenen Sinne und unser Körpergefühl mehr schätzen sollten. Ab Minute 5 erläutert Herr Prof. Dr. Michalsen die Hintergründe seiner Bücher. Ihm ist es ein Anliegen, die gesundheitlichen Vorteile eines Lebens im Rhythmus der Natur – wie beispielsweise Fasten und Wasserkuren – wissenschaftlich mit Daten zu beweisen. Er möchte er seine Leser evidenzbasiert motivieren, ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen.
Von der Nische zum Publikumsrenner
Im Laufe seiner Ausbildung hatte er immer wieder mit konservativen Gegenmeinungen zu kämpfen, freut sich aber nun über die “Graswurzelbewegung der Naturheilkunde”, die sich in der der Bevölkerung und unter medizinischen Kollegen entwickelt. Ab Minute 7 stellt er dar, welche Gründe der Naturheilkunde zur Popularität verhelfen. Es fördert insgesamt das eigene Körperbewusstsein, und wer sich damit befasst, erfahre positive Rückmeldungen am eigenen Körper. Dank Digital Health – so bietet Prof. Michalsen seit einigen Jahren bereits Online-Fastenkurse an, können altbewährte Ansätze argumentativ untermauert und weiter ausgebaut werden und Patienten in der Breite zugänglich gemacht werden.
Die “Eigenverantwortung” des Patienten steht ab Minute 9 im Fokus – der selbstzentrierte und gut informierte Patient möchte die Verantwortung nicht mehr an den Arzt abgeben, sondern selbstbestimmt beteiligt werden. Das ist auch der Grund, weshalb Herr Prof. Dr. Michalsen mit digitalen Medien und Apps zusammen arbeitet, um die Patient*innen präventiv und therapeutisch mit seinen Therapieansätzen abholen und aktiv einbinden zu können. Fastenkuren können sehr gut digital angeleitet werden und sich individuell dem Interessierten widmen und auf ihn eingehen.
Naturheilkundliche Forschung und Kooperationen mit Digital Health Forschern
Der patientenzentrierte, individuelle Ansatz motivieren ihn sehr und die letztlich daraus gewonnen Daten nutzen – so berichtet er ab Minute 12.40 – für Analysen und die Forschung. Prof. Erwin Böttinger, Leiter des Digital Health Centers am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam und Initiator der “Data4Life”-Initiative war selbst bereits Gast bei den Visionären der Gesundheit und arbeitet hier eng mit ihm zusammen. Somit kann die traditionelle Naturheilkunde dank digitaler Datengenerierung weiterentwickelt werden.
Ab Minute 13.50 befassen sich Inga und Herr Prof. Michalsen damit wie wichtig es für die Forschung wäre, regelmäßig den Mut für ungewöhnliche Therapiepfade einzuschreiten. So z.B. dem Fasten bei Chemotherapie. Gemeinsam mit amerikanischen Forschern führten sie eine Studie durch. Bei der bei Brustkrebspatientinnen 72h um die Chemotherapie-Zyklen fasteten, und konnten sehr positive Ergebnisse notieren. Der Mut ihrer ungewöhnlichen Studien-Hypothese wurde also belohnt.
Das Gesundheitswesen muss sich ändern – hin zur Prävention
Ab Minute 19.30 geht es um Prof. Michalsens Vision des Gesundheitswesens. Er bezeichnet das bestehende System als Sollbruchstelle. Schüler und Kranke essen mit minderwertigem Mensa-Mahlzeiten. Meditationskurse gibt es nur auf Selbstkostenbasis – aber ein sehr teures Antidepressivum sei umsonst “per Rezept vom Arzt” zu haben. Prävention und Health Care stünden also klar im Fokus für ihn. Ein sehr treffendes Beispiel führt er ab Minute 21.30 an. Der Herzchirurgen, der einen Herzkranken Patienten erfolgreich operiert, bekommt öffentlich viel Lob. Doch eigentlich sollte der Hausarzt oder die Hausärztin, die es schafft diese Operation zu verhindern oder hinaus zu zögern mindestens so viel Anerkennung bekommen. Eine “Wende der Medizin” sei nötig und Digital Health könne dabei helfen, so sein Statement in Minute 23.40.
Start-up-Gründer für Naturheilkunde DiGAs
Ab Minute 24 stehen Digitale Gesundheitsanwendungen, also DiGAs, im Fokus. Diese helfen, eine breite Menge für naturheilkundliche Therapien erreichen zu können. Sein renommierter Ruf könne ihm bei dem Vertrieb der DiGAs helfen, und Ärzt*innen in teils unbekannten Fachgebieten unterstützen.
Ayurvea, eines seiner Lieblingsthemen und auch für die Köpfe hinter den Visionären sehr relevant, wird ab der Minute 27.30 behandelt. Die kulturellen Unterschiede seien zwar groß, daher könne nicht jede praktische Anwendung und Tip 1:1 übernommen werden. Doch die traditionelle indische Medizin, also Ayurveda, biete ein reichhaltiges Wissen und zeige tolle Ergebnisse. Eine renommierte, von ihm durchgeführte Studie bei Arthroseleiden konnte belegen, dass die “beste europäische Schulmedizin” schlechtere Ergebnisse zeigte als diese traditionellen Ansätze. Der Clou und die Besonderheit sind, die ayurvedischen Ansätze wie Mind-Body- und Ernährungsmedizin für Patient*innen praktikabel in unsere westliche Welt zu übersetzen.
Zuletzt unterhalten sich die beiden mit einem weiteren naturrelevanten Thema: dem Waldbaden. In Minute 31 prägen Inga und Prof. Dr. Michalsen der Begriff des “Naturdefizitsyndrom”. Die Datenlage beweist klar, dass wir alle ungemein davon profitieren, uns mehr in der Natur aufzuhalten. Das könnte einer der wenigen Vorteile des Corona-Lockdown sein, dass wir alle mehr spazieren gehen und uns zu uns selbst besinnen.
Dialektik der Natur
Wir schließen das Gespräch mit folgendem Gedanken: “Die Dialektik der Natur”. Am Ende kann uns die Technologie wieder zurück zur Natur bringen. Zu all diesen Themen möchte Prof. Andreas Michalsen Digitale Gesundheitsanwendungen entwickeln, damit evidenzbasierte Naturheilkunde den Weg zu interessierten Patienten findet. Die Visionäre wünschen ihm viel Erfolg dabei!
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