Dr. med. Shari Langemak – CEO des Reha-Startups Relearnlabs über ihre Gründung, die aus dem klinischen Alltag entstanden ist und ihren Karriereweg als „digitale“ Medizinerin

Inga Bergen und Shari Langemak sprechen in dieser Folge darüber, wie Innovation entsteht. Es geht um Sharis aktuelles Unternehmen „Relearnlabs“, ein Anbieter für digitale Reha-Maßnahmen.  Dieses Spin-Off hat sie als Direktorin für Innovation der Schweizer Klinik cereneo gegründet hat, weil die digitale Patientenbetreuung, die sie suchte, nicht auf dem Markt zu finden war. Außerdem geht es um Karrierewege. Shari ist Medizinerin und hat sich früh Innovationen im Gesundheitswesen zugewandt. 

Zufallsgründung

Ab Minute 2:10 erzählen Inga und Shari Langemak, dass sie sich schon seit 10 Jahren kennen. Sie waren mit die ersten, die sich in Deutschland mit digitaler Gesundheit beschäftigt haben. Shari hat als Medizin-Journalistin bei Medscape über Innovationen berichtet und damals begonnen, Gründer und Investoren zu coachen. Mittlerweile hat sie selbst gegründet. Mit Relearnlabs hat sie das Produkt Alve-Therapie auf den Markt gebracht. Die Gründung ist eher ein Zufall gewesen. Shari ist Direktor für Innovation in einer Schweizer Klinik für Neurorehabilitation, dem nach ihren Worten Stiefkind der Medizin. Dort fand sie überraschend viel Sensoren, Robotik, also viel Innovation vor. Die Klinik war relativ neu gegründet von einem Professor, der neueste Forschung in die Praxis bringen wollte. 

Nachfrage nach digitaler Nachsorge

Ab Minute 5:30 berichtet Shari, wie es zu der Gründung kam. Sie suchte nach einem Angebot für digitale Nachsorge für die Patienten. Sie fand aber nichts passendes im Markt. Dabei gibt es bereits viel Forschung zum Thema telemedizinische Reha. Die neurologische Rehabilitation hat besondere Anforderungen und kein Anbieter bot die speziellen Features, die Shari und ihre Kollegen suchten. So dass sich die Klinik und deren Investoren letztlich entschlossen die Gründung und den Aufbau eines eigenen Produktes zu finanziert. 

Ab Minute 8:10 sprechen Inga und Shari über den Telemedizin-Markt und die Strategie. Shari erzählt, dass das Thema sehr klein gedacht war. Sie wollte zuerst nur eine Lösung für den Eigenbedarf. Dann stieß sie auf große Nachfrage und entschied, ein Angebot für andere Kliniken und Therapeuten zu schaffen.

Corona Ausnahmen

Ab Minute 9:30 geht es um die Corona-Pandemie, die für viel Veränderung gesorgt hat. Kooperationen wurden abgesagt, dafür stieg aber die Nachfrage. Die Ausnahmeregelungen für Telemedizin machten es weniger planbar. Mittlerweile gibt es ein neues Gesetzt, das DVPMG, dass Pflege und Heilmittel neu regelt. Am Meisten zu schaffen machte Shari die unklare Gesetzeslage. 

Alve

Ab 12:50 geht es um die Anwendung von Alve. Patient und Therapeut entscheiden gemeinsam, wie die Therapie durchgeführt wird. So gibt es auch Mischmodelle, Patienten und Therapeuten treffen sich zum Teil real, zum Teil digital. Mittlerweile nutzen Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie Praxen in Deutschland Alve, um ihren Patienten Teletherapie anzubieten. Die Therapeuten sind per se sehr kreativ und entwickeln selber smarte Lösungen auf Basis der Technologie. Alve bietet einige vorgefertigte Inhalte an, aber die Therapeuten haben einen großen Spielraum, die Therapie selbst zu gestalten. 

Klinikum im Wandel

Das neue Geschäftsmodell, dass Relearnlabs entwickelt hat ist ab Minute 17:00 Thema des Gesprächs. Letztlich biete Relearnlabs mehr Potential bietet als eine Klink in „Mauern“. Das Klinikmodell ist komplett im Wandel. Die Zeiten des Klinikaufenthalts werden kürzer und es gibt kostendruck. Studien im Reha-Bereich sind schwierig. Es ist schwer nachzuweisen, wie Reha wirkt. Das liegt an den unterschiedlichen Patienten-Kollektiven. Daher muss es Innovation geben, damit Reha erhalten bleibt, sagt Shari. Es ist naheliegend, in der Zukunft auch Wearables zu nutzen, um noch besser zu erforschen, wie Reha wirkt. 

Herzensangelegenheit Digitalisierung

Ab Minute 20:45 geht es um Karrierewege. Shari Langemak ist Ärztin, hat sich aber früh entschlossen, einen anderen Karriereweg einzuschlagen. Insbesondere das Praktische Jahr in der Klinik hat sie dazu gebracht, sich für Digitalisierung zu engagieren. Sie war damals auf der Knochenmarkstransplantations-Station. Die Dokumentation dauerte 3-4 Stunden am Tag und sie hatte kaum Zeit für die Patienten. Außerdem war das papierbasierte System sehr fehleranfällig. Das fand sie frustrierend. 

Ärzte als Gründen

Zum Abschluss des Gesprächs geht es um die Ärztinnen und Ärzte, die sich jetzt als Gründerinnen und Gründer engagieren und Innovationen in die Klinik tragen. Damit einher geht auch ein Wandel des Arztberufes. Wenn Digitalisierung hilft, Bürokratie und Dokumentation zu vereinfachen, bleibt mehr Zeit für Patientenkommunikation. Es entstehen mehr Anforderungen an Ärzte. Und auch Patientinnen und Patienten befinden sich im Wandel. Oftmals haben sie mehr Anforderungen und wollen in Therapieentscheidungen mit einbezogen werden. Shari hofft, dass Digitalisierung mehr Zeit schafft und dass sich eine neue Arzt-Patientenbeziehung auf Augenhöhe entwickelt.  

Shari beschreibt, dass Patienten heute da abgeholt werden müssen, wo sie stehen. Fachwörter gehören zur Arztausbildung, aber sie sind für Patienten nicht verständlich. Mit all ihrem Wissen hilft Shari heute auch Investoren und Gründern. Digitalisierung in der Medizin ist für Shari aus eigener Erfahrung eine Herzensangelegenheit. 

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert