Peter Schardt – Technologiechef von Siemens Healthineers, ausgebildeter Physiker mit 27 jähriger Karriere im Unternehmen

In dieser Folge spricht Inga Bergen mit Peter Schardt. Der ausgebildete Physiker ist vor 27 Jahren bei Siemens in der Medizintechnik eingestiegen und hat verschiedene Stationen im In- und Ausland durchlaufen, bevor er seine jetzige Rolle als Technologiechef übernommen hat.

Im Podcast erzählt Peter Schardt über seinen digitalen Patienten-Zwilling, der zukünftig Ärztinnen und Ärzten bei der Gesundheitsversorgung unterstützen soll. Er erklärt, welche Rolle die Verfügbarkeit von komplementären Daten für die Weiterentwicklung der personalisierten Medizin spielt und wie wir gemeinsam daraufhin arbeiten können, dass jeder Mensch Zugang zu Spitzenmedizin hat.

Nicht nur Zukunftsmusik, sondern Realität heute

Pater Schardt ist seit 2018 CTO bei Siemens Healthineers. Er erzählt, dass der Begriff Technologiechef für ihn eine breit gefasste Definition darstellt. Diese bezieht Entwicklung und Fertigung auf globaler Ebene mitein [ab min. 3]. Wichtig ist ihm, nicht nur Zukunftsprojekte zu entwickelt, sondern Ansätze umzusetzen, die heute schon Menschen helfen können. Nicht nur in Deutschland, sondern auch an zentralen Ständen auf globaler Ebene konnte und kann er viele Erfahrungen sammeln [ab min. 5]. Siemens Healthineers ist in mehr als 70 Ländern aktiv. Das Leitbild der Firma „We pioneer breakthroughs in healthcare. For everyone. Everywhere” [ab min. 45].

Von Röntgenprodukten zum digitalen Wettstreiter

Peter Schardt erzählt, dass Siemens Healthineers auf der Entdeckung von X-Strahlen von Wilhelm Conrad Röntgen basiert und hierauf die ersten medizinischen Röntgenröhren entwickelt wurden [ab min. 9]. Neben der bildgebenden Diagnostik die tief im Portfolio verankert ist, sind sie seit 20 Jahren auch Mitspieler in der Labormedizin. Zudem haben sie sich in der Angiografie (Gefäßdarstellung) und im Bereich der Strahlentherapie etabliert. Wichtig ist der Firma hierbei, dass Diagnostik und Therapie umfassend vertreten werden. Sie sehen sich zudem als Teamplayer und zentrale Plattform in der Gesundheitsversorgung und teilen ihr Wissen mit Dritten, um somit Leistung zum Wohle von Patientinnen und Patienten zu komplementieren [ab min. 51].

Analoger vs. Digitaler Patienten-Zwilling

Ziel und Nutzen eines digitalen Zwillings ist durch Wissen, Daten und Erfahrungen Ärztinnen und Ärzten ein Hilfsmittel an die Hand zu geben [ab min. 17]. Es soll also ein allumfassendes digitales Abbild des Patientinnen- und Patientenzustands erfasst werden, um eine möglichst spezifische und individuelle Diagnostik und Behandlung anbieten zu können. Sie wollen als Firma einen zentralen Punkt verschiedener Datenquellen sein. Peter Schardt erklärt hierbei, dass die Abbildung eines Zwillings keine neue Idee ist, da dieser immer analog im Kopf eines Arztes oder einer Ärztin entsteht [ab min. 12]. Neu ist hingegen die digitale Abbildung auf Computern durch eine exponentielle Zunahme von verfügbaren Daten. Diese Vielzahl unterschiedlicher zusammen getragener Daten kann die Ärztin und den Arzt in der Diagnostik aber auch vor und während der Behandlung sowie bei der Auswertung Unterstützung. Es ist also einer Ergänzung des bisherigen medizinischen Konzepts. 

„Der digitale Zwilling des Patienten wird die Ärzte in ihrem Auftrag, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, signifikant unterstütze. Indem sie eine immer stärkere Verfügbarkeit von komplementären Daten und Wissen vereint und im individuellen Fall eines Patienten die richtigen Behandlungsstrategien, die richtigen Entscheidungen plus einer Unterstützung während der Durchführung der Behandlung bietet“ [ab min. 39].

Globalisierung von Wissen

Ein weiterer großer und wichtiger Vorteil, so erklärt Peter Schardt, ist die Globalisierung und das Teilen von Wissen. Viele Daten können transparent eingesehen, aber auch durch die zur Verfügung stehende Quantität von Daten objektiviert werden [ab min. 13]. Nicht nur dritte Welt Länder, sondern auch Deutschland kann von den Daten, dem Wissen und der Erfahrung, das kollektiv gesammelt wird profitieren. Peter Schardt positioniert sich und sagt, Wissen muss so zur Verfügung gestellt werden, dass alle Zugang dazu haben [ab min. 18].

Global gesehen sollen Menschen Zugang zu Möglichkeiten erhalten, die es so noch nicht gibt [ab min. 28].

Vorhersagen durch Simulationen

Mit einem digitalen Zwilling und mithilfe von künstlicher Intelligenz kann eine Therapiebehandlung von der ersten bis zur geplanten letzten Behandlung simuliert werden [ab min. 20]. Das hat nicht nur den einzigartigen Vorteil, um bspw. die Strahlendosis individuell einzustellen, um somit negative Nebenwirkungen zu verhindern, sondern auch um die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Therapie vorher zu sagen. Dieses Vorgehen stellt also ein Produkt dar, dass den Ärztinnen und Ärzten zusätzlich zur Verfügung steht. Als Beispiel nennt er die höhere und langfristige Überlebenswahrscheinlichkeit von 45 % bei einer personalisierten Strahlendosis bei Lungenkrebs [ab min. 37]. Nicht nur in der Onkologie, sondern auch in der Kardiologie, für das einsetzten von Stents oder einem Herzklappenersatz kann dieses Vorgehen angewendet werden [ab min. 33].

Für jedes Individuum eine individuelle Therapie

Das Konzept unter Anwendung von KI wird auch schon in Routine Behandlungen genutzt [ab min. 23]. KI schlägt die Diagnose oder das Behandlungskonzept vor, der Arzt oder die Ärztin entscheidet. Die Verantwortungs- und Haftungsfrage muss im Einzelfall geklärt werden, denn die Firma haftet für ihre Produkte, jedoch nicht für die getroffene Entscheidung, verallgemeinert kann hierzu also keine Aussage getroffen werden [ab min. 26]. Peter Schardt sagt, dass Empfehlungen von KI bspw. In der CT-Diagnostik bereits in der Notaufnahme dezentral miteinbezogen werden. Das hat nicht nur für die Patientinnen und Patienten Vorteile, denn auch wirtschaftlich kann von einer Kostenreduzierung durch einen besseren Outcome ausgegangen werden [ab min. 30]. Doch auch dem zunehmenden Fachkräftemangel ärztlicher Seite kann durch die optimierte Behandlung entgegen gewirkt werden.

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