In dieser Folge von „Visionäre der Gesundheit“ geht es um die Erfolgsgeschichte des über 150 Jahre alten Unternehmens Sartorius. Inga Bergen und Joachim Kreuzburg sprechen über die pharmazeutische Forschung, die durch Digitalisierung und Automatisierung schneller und kostengünstiger wird, die Macht von Partnerschaften, Kundenorientierung und die richtige Kultur für Innovation.
Ohne Sartorius gäbe es keine Corona Impfstoffe
Ab Minute 1:25 beginnt das Interview. Unter der Führung von Joachim Kreuzburg hat sich Sartorius in den letzten 15 Jahren von einem mittelständischen Laborzulieferer zum Global Player entwickelt. Sartorius trägt heute dazu bei, dass Corona Impfstoffe weltweit entwickelt und produziert werden können. Kunden von Sartorius sind Labore und die pharmazeutische Industrie. Sartorius liefert Werkzeuge für die Entwicklung und Produktion von Medikamenten. Das Unternehmen produziert Analysegeräte, Zellen, Bioreaktoren und vieles mehr. Covid-19 hat für ein zusätzliches Wachstum gesorgt, aber auch davor ist das Unternehmen im Schnitt 10% pro Jahr gewachsen. Ab Minute 4:20 berichtet Joachim Kreuzburg über die zusätzliche Nachfrage durch Covid-19.
150 Jahre Unternehmenstradition & Anwärter auf den DAX
Sartorius ist Anwärter auf den DAX. Joachim Kreuzburg teilt sein Erfolgsgeheimnis: Sartorius hat sich von der Technologieorientierung gelöst, und sich anhand von Kundenbedürfnissen ausgerichtet. Sartorius wurde als Anbieter von mechanischen Waagen gegründet, später kam Filtrationstechnik dazu. Vor ca. 20 Jahren hat sich die Perspektive gewandelt. Der Fokus liegt heute darauf, die Bedarfe der Kunden genau zu verstehen. So wurde klar, dass die Kunden viel mehr Produkte benötigen, als Waagen und Filter. Daran orientiert hat Sartorius das Produktportfolio verbreitert, eigene Produkte entwickelt und Unternehmen akquiriert. Ab Minute 8:20 geht es um den internen Veränderungsprozess, den Sartorius durchlaufen ist, um dieses Ziel zu erreichen. Wichtig ist, schnell positive Ergebnisse zu zeigen. So sehen Mitarbeiter und Kunden, dass dies der richtige Weg ist. Denn Menschen zu überzeugen gelingt am besten durch konkretes Handeln.
Ab Minute 10:30 geht es um die Vision und Ziele, die Sartorius als Zulieferer der Pharmaindustrie verfolgt. Heute dauert die Entwicklung eines neuen Medikaments 10-12 Jahre und kostet 2 Milliarden Euro. Denn die Kosten sind in den letzten Jahren konstant angestiegen. Die Pharmaindustrie unterliegt einem gegenteiligen Trend des Moores Law. Das Gesetzt besagt, dass Innovation mit der Zeit kostengünstiger wird. Medikamentenentwicklung wird seit Jahren teurer und dauert länger. Sartorius hat sich zum Ziel gesetzt, Medikamente schneller und kostengünstiger zu entwickeln.
Schnellere Medikamentenentwicklung durch Automatisierung und Digitalisierung
Ab Minute 14:20 beschreibt Joachim Kreuzburg das Vorgehen als „Versuch und Irrtum“ – von mehreren Tausenden getesteten Kandidaten für neue Medikamente schafft es eines am Ende zum Patienten. Um die Medikamentenentwicklung kostengünstiger zu machen, braucht man Automatisierung und mit Hilfe von Automatisierung und Digitalisierung beschleunigt man die Prozesse und minimiert Fehler. Zusätzlich kann Daten systematischer, differenzierter erfassen.
Ab 16:30 spricht Joachim Kreuzburg vom Daten-Tsunami in der pharmazeutischen Industrie. Dabei werden eine Vielzahl von Daten erhoben, aus denen wenig Mehrwert gezogen wird. Hier kommen Innovationen, die statistische Verfahren und künstlicher Intelligenz nutzen ins Spiel.
Automatisierung und Digitalisierung haben entlang den Wertschöpfung große Potentiale: 1. bei der Molekülentwicklung im Labor, 2. bei der Medikamentenentwicklung und 3. bei der Produktion. Sartorius hilft seinen Kunden, Daten aus dem Labor gut zu nutzen. Das Unternehmen arbeitet zu diesem Zweck eng mit dem deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz zusammen. Es ist eine Überzeugung von Joachim Kreuzburg, dass Innovation mit Hilfe von guten Partnerschaften besser gelingen kann. Ein Unternehmen muss heute realistisch einschätzen, was es kann und was nicht. Und mit wirklich starken Partnern kooperieren. Denn Innovationen haben sich beschleunigt, Spezialisierung ist notwendig, um erfolgreich zu sein.
Das sprachgesteuerte Labor
Ab Minute 20 geht es um das Startup LabTwin GmbH, das Sartorius gemeinsam mit BCG Digital Ventures entwickelt hat. LabTwin bietet ein Spracherkennungssystem für die Arbeit im Labor. Denn die Arbeit im Labor unter Reinraumbedingungen macht es nicht einfach, Notizen zu machen. So wird in Laboren immer noch die Laborkladde genutzt. Nach der Arbeit im Labor werden die Notizen aus dem Notizbuch dann in den Computer übertragen. Dieses Vorgehen ist nicht effizient. LabTwin ermöglicht Dokumentation und Steuerung per Sprache. Technologie-Know How und Domänenwissen wurden hier verbunden. In der Entwicklung solcher Innovationen ist ein Start-up viel schneller als der Konzern, weil es starken Fokus auf das Thema ermöglicht.
Wir befinden uns im innovativsten Zeitalter der Weltgeschichte
Ab Minute 25:30 geht es um Zukunftsthemen im Bereich Life Sciences und Joachim Kreuzburg stellt die These auf, dass wir uns derzeit in der innovativsten Zeit befinden, die es je gegeben hat. Crispr CAS-9 ermöglicht neue Pfade. Wir leben noch in der Welt der Blockbuster-Medikamente, personalisierte Medizin ist die Zukunft. Zelltherapie ist ein Beispiel, bei dem mit Patientenzellen gearbeitet wird. Es entstehen völlig neue Möglichkeiten. Ein weiteres Beispiel sind mRNA-Impfstoffe, hier entsteht eine weitere neue Dimension.
Des Weiteren, berichtet Joachim Kreuzburg ab Minute 28:30, dass die Geschwindigkeit der Medikamentenentwicklung deutlich zunimmt und sich verändert. Tierversuche werden durch Organoide oder gedruckte 3D Zellsysteme ersetzt und diese neuen Modelle werden viel relevantere Daten erzeugen. Hier verbinden sich Biotechnologie und Künstliche Intelligenz.
Voll-Digitale Forschung – eine Vision der Zukunft
Ab Minute 30 stellt Inga Bergen die Frage, ob eine komplett digitale Forschung möglich sein wird. Dr. Joachim Kreuzburg nennt die Automobilindustrie oder Chemieindustrie als Beispiele. Dort wird Forschung mit Supercomputern gemacht. Es muss das Ziel sein, dass Forschung in der Zukunft virtuell möglich sein werden. Dies wird dazu führen, dass Medikamente schneller und kostengünstiger entwickelt werden können.
Ab Minute 33 fragt Inga Bergen, wie eine Digitalisierungs-Strategie für ein Unternehmen wie Sartorius aussehen kann. Denn das Portfolio ist komplex, heute hat das Unternehmen über 10.000 Artikel im Angebot. Innovationsprozesse sind extrem dynamisch, international und vielschichtig. Deswegen ist es wichtig, die richtige Kultur zu schaffen und in Partnerschaften und Netzwerken zu denken. Sartorius hat zu diesem Zweck neue interne Bereiche geschaffen. Innovation wird nicht geradeaus vorwärts gedacht. Ab Minute 37 schließt das spannende Interview mit einer Buchempfehlung: Die Hochhausspringerin Julia von Lucadou – es geht um die Zukunft.
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