Episode 17 | Chenchao Liu – Experte für das chinesische Gesundheitswesen über die Corona-Krise und wie China Technologie nutzt, um der Lage Herr zu werden

Chenchao Liu ist Experte für das Gesundheitswesen von Deutschland und China. Die erste Hälfte seines Lebens hat er in China und die andere in Deutschland verbracht. Jetzt gibt uns Chenchao Einblick in den Einsatz von Big Data und Digitalisierung im chinesischen Gesundheitswesen gerade Angesichts der CONVID-19 Pandemie. Im Podcast erzählt er von einer App die dafür sorgt, dass Erkrankte nicht U-bahn fahren, wie China es geschafft hat in wenigen Tagen ein Krankenhaus zu bauen und was beide System voneinander lernen können.

Coronavirus hat das Wachstum von Chinas medizinischen Online-Plattformen beschleunigt
Corona Virus hat das Wachstum von Chinas medizinischen Online-Plattformen beschleunigt

Episode 17 zum Thema Corona und dem chinesische Gesundheitswesen ist die erste Folge, die Inga remote aufgezeichnet hat, ohne mit dem Gast im Studio zu sein. Chenchao Liu und Inga Bergen haben sich bei einer Veranstaltung des Sino-German Digital Health Club . Geboren ist Chenchao in China. Seit 18 Jahren lebt er in Deutschland und hat nach seinem Chemie-Studium an der TU-München lange deutsche Krankenhäuser beraten. 

Nach diesem ersten Einblick in das deutsche Gesundheitswesen entdeckte Chenchao seine Leidenschaft für medizinische Themen. Seinen ersten Kunden, eine chinesische Medizinprodukt-Firma, die nach Deutschland expandieren wollte, brachte Chenchao dazu, sich selbstständig zu machen. So ist Chenchao zum Unternehmer zwischen Deutschland und China geworden und nimmt eine brückenbauende Rolle ein, die ihm sehr wichtig ist. Genau deswegen gründete er den Sino-German Digital Health Club gemeinsam mit anderen Interessierten. 

Unterschiede zwischen Deutschland und China

Ab Minute 3:23 sprechen Inga und Chenchao über die Unterschiede des deutschen und chinesische Gesundheitswesens. Chenchao sagt, dass man die Systeme im Verhältnis sehen muss, weil China in weiten Teilen des Landes noch nicht den Standard von Deutschland erreicht hat. So sind viel weniger Krankenhausbetten pro 100 Einwohner und Fachärzte in China verfügbar. Deutschland gibt 10% seines Bruttoinlandprodukts für das Gesundheitswesen aus, China nur 5%. Daher hat China ein sehr großes Wachstumspotential, auch weil sich der Lebensstil der chinesischen Bevölkerung verändert. 

Digitale Angebote gegen die Corona-Pandemie

Ab Minute 7:49 dreht sich das Gespräch um die sich ausweitende Corona-Pandemie. Es gibt Experten, wie Prof. Drosten von der Charité, die stark rückläufigen Zahlen an Neuinfektionen aus China anzweifeln, weil eine politische Färbung vermutet wird. Die politischen Rahmenbedingungen sind nicht Thema des Podcasts, wohl aber die Frage, was in China getan wird, um die Fallzahlen signifikant zu reduzieren.

Chenchao hat einige Artikel zum Thema publiziert, wie digitale Lösungen helfen. China war schon lange ein Vorreiter bei der Penetration mobiler Gesundheitslösungen. Viele der Dienstleitungen, die man nun während der Krise benutzt, etablierten sich bereits vorher in China – wie z.B. telemedizinische Lösungen. China verfügt darüber hinaus über ein sehr starkes 5G Netz. In Kombination mit dem telemedizinischen Angebot ermöglicht dies die Versorgung von Menschen in abgelegenen Regionen. Die Krise hat zu einem Anstieg der Nutzung telemedizinischer Angebote um bis zu 900% geführt im Zeitraum zwischen Januar und März 2020. Unternehmen wie PA & Good Doctor sind wirtschaftliche Profiteure der Krise.

Daten für die Allgemeinheit

Ab Minute 13:11 geht es um Roboter, die in der Krise das chinesische Gesundheitswesen und die Gesellschaft unterstützen, um z.B. Patienten zu pflegen, oder um Essenslieferungen, Müllentsorgung, Desinfektion zu leisten. Auch wurden Wearables eingesetzt, um Vitalparameter von Patienten zu messen. So wurden sowohl viele Individual- aber auch Kollektivdaten erhoben. Chenchao sagt, dass China im Umgang mit Daten sehr hart sei, wenn es um Krisenbekämpfung ginge. Transparenz und frühzeitige Information seien nicht die größte Stärke der Regierung, aber auch unabhängige Beobachter, wie die WHO, bestätigen, dass z.B. die großen temporären Krankenhäuser abgebaut werden und somit klare Zeichen vorhanden sind, dass die Corona-Krise abzuflachen scheint. Trotzdem seien die Zahlen aus China stets mit Vorsicht zu genießen.

Ab Minute 15:44 sprechen Inga und Chenchao über Telemedizin in Zeiten von Corona. Inga erwartet, dass in den nächsten Wochen auch in Deutschland ein digitales Triage-System zur Verfügung gestellt werden wird, um Fälle, die in der Notaufnahme behandelt werden müssen, zu filtern. Dieses System, so erzählt Chenchao, setzt China bereits ein. Dies hat auch mit dem chinesische Gesundheitswesen zu tun, denn es gibt so gut wie keine niedergelassenen Ärzte, Versorgung findet fast ausschließlich im Krankenhaus statt. 

Unterschiedliche kulturelle Herangehensweise

Ein App-basiertes Ampel-System, das die Mobilität regelt und Bürgern anzeigt, ob sie sich frei bewegen können oder in Quarantäne bleiben müssen, steht ab Minute 20:00 im Fokus des Gesprächs. Auch Singapur und Taiwan haben solche datenbasierten Services genutzt. Die Strafen gegen Verstoß waren teilweise drakonisch. Anschließen diskutieren Chenchao und Inga über den schnellen Aufbau von Infrastruktur, explizit Krankenhäusern in Wuhan.

Deutschland und China unterscheiden sich fundamental im Umgang mit Daten – in China können viel mehr Daten erhoben werden. Es geht auch um die unterschiedliche kulturelle Herangehensweise beider Länder. Eine These ist, dass die Epedemie in asiatischen Ländern so gut unter Kontrolle gebracht wurde, weil viele Daten zur Verfügung stehen. Aber auch China steht vor der Herausforderung, keine voll vereinheitlichten Daten zu haben – der politische Wille ist jedoch da. In China weiß man mittlerweile, wer erkrankt ist, aber auch wer wo unterwegs ist. Diese Überwachung gab es bereits vor der Krise, hat sich aber noch ausgeweitet.  Zum Abschluss vergleicht Chenchao Vor- und Nachteile des deutschen und des chinesische Gesundheitswesen und erläutert welches System seines Erachtens im Vorteil ist, bei der Bekämpfung einer Pandemie.

Bleibt zuhause und hört mehr Podcasts! Alle Folgen findet ihr hier.

2 Antworten zu „Episode 17 | Chenchao Liu – Experte für das chinesische Gesundheitswesen über die Corona-Krise und wie China Technologie nutzt, um der Lage Herr zu werden“

  1. […] Inga Bergen und Dr. Lara Maier auf einer digitalen Gesundheits-Konferenz im Sommer 2019, die von Chenchao Liu organisiert wurde. Daniel Nathrath, der CEO von Ada Health, stellte beide bei den Mittagsnacks auf […]


  2. […] an, und es gibt begeisterte Nutzerbewertungen in den App-Stores. Ab Minute 12:30 geht es die Covid19/ Conrona-Pandemie, die zu 50% wöchentlichem Wachstum geführt […]


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