Episode 10 | Bart de Witte – über Künstliche Intelligenz, die uns allen gehört

Inga Bergen interviewt Bart de Witte. Bart hat es sich zur Aufgabe gemacht, künstliche Intelligenz zu nutzen, um aktuelle und zukünftige Ungleichheiten im Gesundheitswesen zu beseitigen. 

Inga Bergen und Bart de Witte im Berliner Podcast Studio

Seit 1989 beschäftigt sich Bart de Witte mit künstlicher Intelligenz. Er war lange Zeit bei IBM für den Einsatz von der KI Watson im Gesundheitswesen zuständig. 2017 gründete er HIPPO AI, eine NGO, die Künstliche Intelligenz in der Medizin als Open Source der Allgemeinheit zugänglich machen will. Des Weiteren ist er Teil der Gründungsfakultät des European Institute of Exponential Technologies and Desirable Futures, futur.io. Das Institut, will alternative europäische Strategien für die gegenwärtige postmoderne Ära finden und neue Zukunftsentwürfe mit größerem sozialen Nutzen entwickeln.

Vom Konzern zur Stiftung

Zu Beginn des Interviews begrüßt Inga diesmal nicht nur unseren Gast Bart sondern auch seinen Hund Nestor, der ihn ins Studio begleitet hat. Ab Minute 1:13 erzählt Bart dann, wie und warum er Hippo AI gegründet hat. Dafür hat er sein komplettes Leben umgekrempelt. Er war 19 Jahre als Executive bei großen Konzernen tätig und hat dort eine Entwicklung beobachtet, der er etwas entgegensetzen wollte. Der Entwicklung von Datenmonopolen und Privatisierung von Wissen, insbesondere in der Medizin, möchte er Open Source gegenüberstellen.

Ab Minute 3:55 erzählt Bart, wie er das Open Source Konzept in der Medizin umsetzen will. Er plant offene Datenbanken, die er in Zusammenarbeit mit forschenden Krankenhäusern aufsetzt. Damit will er unter anderem verhindern, dass es im Gesundheitswesen zur ähnlichen Datenmonopolen kommt wie z.B. im Suchmachschinenmarkt, erzählt er ab Minute 6:16. Desweiteren diskutieren Inga und Bart warum die akademische Welt zunehmend abhängig wird von Kooperationen mit großen Technologieunternehmen.

Daten als Eigentum

Ab 7:44 geht es um die Frage, wem Daten gehören. Daten haben einen ökonomischen Wert in unserer heutigen Zeit und trotz Datenschutz ist die Privatsphäre der Nutzer nicht immer gesichert. Als Beispiele nennt Bart Runtastic und MySugr. Beide Unternehmen haben mit dem Verkauf an Adidas bzw. Roche Ihre Daten „verkauft“, ohne dass die Nutzer zustimmen konnten. Was aus Barts Sicht mit Gesundheitsdaten und den Erkenntnissen aus diesen Daten zukünftig passieren soll, steht ab Minute 10:20 im Mittelpunkt des Interviews. In der Vergangenheit stand Wissen und Forschung öffentlich zur Verfügung. Dies gilt aber nicht mehr, wenn Unternehmen dieses Wissen als Wettbewerbsvorteil nutzen. Bart sagt, dass medizinisches Wissen privatisiert wird und dass wir Gefahr laufen, die erste Generation zu sein, die seit der Erfindung des Buchdrucks den Zugang zu Wissen wieder Rückgängig macht.

HippoAI

Ab 13:18 geht es um die Bewegung HippoAI und erste Kooperationen mit sechs klinischen Partnern. Das Ziel ist, die Daten Wissenschaftlern zur Verfügung zu stellen, um darauf KI Modelle entwickeln zu können. KI, die daraus entsteht, soll über ein Lizenzmodell zugänglich sein. Auch um zu vermeiden, dass Technologieriesen die KI nutzen, um ihre Monopolstellung auszubauen. Erste Bereich, in denen KI Lösungen auf Basis der offenen Datenpools entwickelt werden soll, sind die digitale Pathologie und Radiologie.

Ab Minute 19:19 geht es um humanitäre und internationale Anwendung von KI. Zum Beispiel im Einsatz zur Diagnose von Tuberkulose. Erfahrungen damit hat Bart bei seiner Arbeit an einem Krebsregisterprojekt auf dem afrikanischen Kontinent gemacht. Damals wurde ihm klar, dass es dort kaum Infrastruktur gibt. Zum Beispiel gibt es in vielen afrikanischen Ländern kaum registrierte Pathologen. Die braucht es aber, um Krebs sicher zu diagnostizieren. Damals hat er ein Start-up zur Gründung begleitet, das ohne Pathologen mit KI und Mobiltelefon sichere Diagnostik für Gebärmutterhalskrebs entwickelt hat. Wie man etwas Ähnliches im Bereich der Tuberkulose Diagnostik erreichen kann erzählt Bart ab Minute 25:00.

Zum Abschluss des Gesprächs geht es um Ärzte, die solche KI auch einsetzen. Bart ist zuversichtlich, das die Lösungen, die durch ein Open Data Set entstehen können auch genutzt werden.

Alle weiteren Episoden findet ihr hier. Genauso wie alles bisherigen erschienen Artikel.

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