Digitale Sterbebegleitung – Faktencheck von Dr. Lara Maier

Infografik zu Sterbebegleitung

Digitale Sterbebegleitung – das Thema unserer Podcast-Folge mit Kristina Wims scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Wer Bedarf dieser letzten Begleitung? Der Sterbende oder dessen Angehörige? Die richtige Antwort lautet: beide. Im Podcast geht es daher auch um das Thema Trauerbegleitung für Angehörige, nicht nur um die Sterbenden selbst. Denn Trauer und Sterben verdrängen wir in unserer heutigen Gesellschaft. Sie sind eher Nebenschauplatz, notwendige Übel, statt Teil unseres Lebens und Alltags. Doch gehören Sterben und der Tod zu unserem Leben, daher sollte auch Sterbebegleitung ein normaler Teil des Gesundheitssystems werden.

Ein kurzer Faktencheck

Sterbebegleitung wird in Deutschland stationär derzeit in 230 Zentren, ambulant in 1500 Stellen angeboten. Es gibt Bemühungen, das Versorgungsnetz weiter auszubauen. Zusätzlich bestehen spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche sowie Palliativstationen und spezialisierte ambulante Paliativversorgung für Menschen, die unheilbar erkrankt sind. Im Jahr 2018 wurden 30.000 Sterbende bis zu ihrem Tod begleitet. In der Regel übernimmt die Krankenversicherung unter Anrechnung der Leistungen der Pflegekasse einen Großteil der Kosten. Zum Beispiel wird eine Begleitung in einem ambulanten oder stationären Hospiz übernommen. Es bestehen Angebote wie der Hospizlotze.de, eine Plattform, die bei der Suche nach Begleitung hilft.

Die Begleiter der Sterbenden kommen aus verschiedenen Personenkreisen, von geschultem medizinischen Fachpersonal (Palliativmediziner) bis zu Angehörigen, Freunden oder Therapeuten. Die engste Betreuung in der Phase kurz vor dem zu erwartenden Tod leistet in der Regel geschultes, ehrenamtliches Personal. Es ist wichtig, zu differenzieren, was Begleitung in diesem Kontext bedeutet. Denn es handelt sich dabei nicht um die Körperpflege, sondern um den psychologischen Beistand. Der Bedarf ist groß und die Anzahl der Bedürftigen kann von den derzeit 120.000 Helfern nicht vollständig gedeckt werden. Gerade die Angehörigen eines Verstorbenen können im Trauerprozess nicht immer adäquat betreut werden. Gründe hierfür sind neben Personalmangel auch zeitliche Engpässe oder fehlende Angebote in Wohnortnähe. 

Digitales Sterben

Unsere veränderten Lebensbedingungen erfordern neue Ideen und Lösungen, auch zu den Themen Tod und Sterben. Daher macht es Sinn, auch die Frage des „Digitalen Sterbens“ in Sozialen Medien zu lösen und neue Plattformen anzubieten, um sowohl Sterbenden, als auch Trauernden einen Raum und Souveränität zu geben. Digitale Lösungen können hier unterstützend eingreifen. Die Trauer um einen nahestehenden Menschen während oder nach dessen Tod durchläuft verschiedene Phasen: von „nicht-wahrhaben-wollen“ über Wut zu Akzeptanz des Unvermeidlichen. Digitale Lösungsansätze könnten eine psychologischen Betreuung ähnlich wie bei gängigen „Mental Health“-Apps sein. 

Die digitale Welt, in der wir uns bewegen, ist dominierend eine von Glamour von Selbstdarstellung. „Soziale Medien” setzen sich in Szene, doch sind die schmerzhaften, ehrlichen, ernsten Themen selten im Fokus. Digitale Trauer- und Sterbebegleitung widmet sich genau dieser Herausforderung und beleuchtet damit das mögliche Spektrum, das in „Digital“ wirklich steckt. Nicht nur Prävention, Gesundheit und das ewige Leben – auch dem Tod, der Angst und Trauer kann dadurch ein Raum gegeben werden und Menschen werden unterstützt oder verbunden, gerade weil sie sich im Prozess des Abschieds befinden.

Quellen: https://www.dhpv.de/service_zahlen-fakten.html

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