Bevor Pia Wülfing zur Digital Health Gründerin wurde war sie 20 Jahre lang in verschiedenen Gynäkologisch-onkologischen Zentren tätig, zuletzt leitetet sie die Onkologie am Brustcentrum des Mammazentrum Hamburg.
Als Pia Wülfing in der Praxis tätig war, dachte sie oft, warum es keine zentrale Stelle mit allen verfügbaren Informationen zum Thema Brustkrebs gab. Während der Corona-Pandemie musste sie in Isolation und begann zunächst mit einer befreundeten Drehbuchautorin, elf Folgen des Podcasts „Wir erklären Brustkrebs“ aufzunehmen. Auch ärztliche Kolleginnen und Kollegen meldeten sich daraufhin mit positivem Feedback, also entschloss sie sich, Videos zum Thema zu produzieren – und so entstand die Plattform PINK! Gegen Brustkrebs.
Heute bietet die Plattform eine Anlaufstelle für alle medizinischen aber auch praktischen Informationen rund um das Thema Brustkrebs. In der Versorgung bleibt für Aufklärung und Information oft zu wenig Zeit – hier will Pia Wülfing mit ihrer Plattform Abhilfe schaffen. Alle Informationen sind leitliniengerecht und werden ständig aktualisiert. Dabei stellt die Plattform nicht nur Inhalte in Textform zur Verfügung, sondern auch als Audio und Video, weil dies für Patientinnen in einer akuten Belastungssituation oft einfacher zu konsumieren ist.
Riesiger Bedarf: jede 8. Frau in Deutschland erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs
Aus einem Podcast-Projekt hat sich, mit Hilfe einer Privatinvestorin, ein Unternehmen entwickelt – Pink! Gegen Brustkrebs hat mittleiweile eine DiGA (Digitale Gesundheitsanwendung), also App auf Rezept auf den Markt gebracht und zahlreiche Kooperationen, z.B. mit der Techniker Krankenkasse. Im Jahr 2021 hat Pia Wülfing dann gemeinsam mit Diplom-Volkswirtin Katharina von Trotha PINK! Gegen Brustkrebs gegründet. Mit einem Förderprogramm finanzierten die beiden die erste Stelle – uns fanden eine Kollegin, die sich um Regulatorik und Medizinproduktentwicklung kümmerte. Die erste Zertifizierung eines Psychoonkologie-Kurses konnte somit angegangen werden.
DiGA – App auf Rezept soll kostenfreies Angebot quer finanzieren
Pia Wülfing berichtet, dass es ihr sehr wichtig ist, dass das Angebot für Nutzerinnen kostenfrei bleibt – wie die Webseite, die Webinare, einen Psychoonkologie-Kurs, der Kongress und die Apps. Daher hat sie sich entschieden, eine App auf Rezept (DiGA) zu entwickeln, die seit 06/2022 zugelassen ist und von den gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet wird. Die Angebote sind auch für die 500 Männer, die in Deutschland pro Jahr an Brustkrebs erkranken, nutzbar.
Die App ist die Antwort auf die Frage: „Was kann ich selber tun“?
Bewegung, Sport, gesunde Ernährung und aktive Entspannung verbessern nachweislich die Prognose von Brustkrebspatientinnen – besonders das Thema Achtsamkeit ist dabei neu und noch nicht überall bekannt. Die App leitet die Nutzerinnen jeden Tag an, mit individualisierten Zielen, etwas beizutragen, um gesund und fit zu bleiben. Die App gibt die Sicherheit, das Richtige zu tun – das ist die Rückmeldung der Nutzerinnen in der Studie. Auch die Nebenwirkungen durch die Medikamente oder Behandlungen werden erfasst und es wird geholfen, diese einzuordnen. So kann Arzt-Hopping vermieden werden, weil Patientinnen Symptome besser selbst einschätzen können.
Erfolgsgeheimnis im persönlichen Antrieb
Pia Wülfing sieht das Erfolgsgeheimnis von PINK! Gegen Brustkrebs in ihrem persönlichen Drive und der intrinsischen Motivation, wirklich Patientinnen zu helfen. Es geht ihr nicht darum, einen Markt zu erschließen und einen großen finanziellen Erfolg zu erreichen, sondern nachhaltig uns langfristig die Versorgung zu verbessern.
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