Prof. Dr. Tjalf Ziemssen über Multiple Sklerose und die transformative Rolle der Digitalisierung in der Behandlung

Prof. Dr. med. Tjalf Ziemssen
In diesem Gespräch erläutern Inga Bergen und Prof. Dr. med. Tjalf Ziemssen die Facetten der Erkrankung Multiple Sklerose (MS) und beleuchten die entscheidende Bedeutung digitaler Lösungen für Fortschritte in der Behandlung. Sie sprechen darüber, wie die Digitalisierung neue Horizonte eröffnet und welche Möglichkeiten sie bietet.

Ein Vorreiter in der MS-Behandlung: Prof. Dr. Tjalf Ziemssen, Neurologe mit Studium in Dresden und Expertise in der Immunologie, hat das MS-Zentrum in Dresden von Grund auf aufgebaut. Mit über 2000 behandelten Patient*innen ist er maßgeblich an der MS-Versorgung beteiligt.

Die Synergie von Kopilot und Pilot

In der heutigen Zeit sollten Ärzte:innen wie Kopiloten agieren, während Patient:innen die Rolle der Pilot:innen einnehmen. Denn Patient:innen wissen viel besser, wie es ihnen wirklich geht und sind Expert:innen ihrer Krankheit. Gerade bei der komplexen MS-Therapie, bei der rund 60 Prozent bereits Gesundheits-Apps nutzen, steht die Digitalisierung im Mittelpunkt. Das MS-Zentrum Dresden hat sich auf diese Entwicklung spezialisiert, um die MS-Behandlung mithilfe digitaler Ansätze zu optimieren und neuartige Prozesse zu gestalten.

Die Vielfalt von MS verstehen

MS ist eine hochindividuelle Erkrankung, die präzise Informationen erfordert, um effektiv behandelt zu werden. Die Lösung liegt in der Digitalisierung, die reichlich Daten für maßgeschneiderte Therapien bereitstellt. Prof. Dr. Tjalf Ziemssen teilt die Vision eines digitalen Zwillings, wie bereits in einem früheren Podcast mit Peter Schardt (Staffel 2, Folge 45) besprochen, um Patient:innen optimal zu unterstützen.

Agilität in der Digitalisierung

Die deutsche Mentalität ist für eines bekannt: Alles muss geplant, geregelt und ausformuliert werden. Genau das ist der Grund, warum die Digitalisierung in Deutschland so langsam vorankommt. Die Digitalisierung ist zu schnelllebig, bevor alles ausgearbeitet ist, ist der Plan schon wieder veraltet. Tjalf Ziemssen wünscht sich deshalb eher Module, die miteinander kommunizieren können. Man muss noch nicht das große Ganze entwickeln. Wichtig ist aber, dass der Datenaustausch zwischen den einzelnen Modulen reibungslos funktioniert.

Das MS-Zentrum Dresden als Innovationsmotor

Die richtige diagnostische Einschätzung ist gerade bei MS nicht einfach. Gerade was das Testen von neuen Produkten, auch im Bereich der Digitalisierung angeht, hat das MS Zentrum in Dresden einen großen Vorteil. Mit einer Gruppe von Patient:innen, die teilweise auch aus dem IT-Bereich kommen, können sie ihre Produkte ganz einfach, aber in der Praxis testen. Durch eine Ethikkommission, Datenschutzexpertinnen und regulatorische Unterstützung wird auch von Anfang an ein Rahmen geschaffen, um die Projekte optimal zu entwickeln.

Ärzte:innen müssen klare Kommunikation und Erklärungen in Bezug auf Abläufe und Prozesse bieten. Digitale Anwendungen sollten stärker personalisiert sein, um den Patient:innenkontakt zu verbessern. Adaptive Fragebögen und eine gesteigerte emotionale Bindung sind Bestandteile einer fortschrittlichen Patientenreise.

Zweidirektionale Kommunikation ist essenziell

Patient:innen wünschen sich Einblick in ihre Behandlungsergebnisse, sei es eine Kernspintomographie oder ein Sprungtest. Etwa 10% der relevanten Informationen sollten an die Patient:innen weitergegeben werden, um ihre Einbindung und ihr emotionales Wohlbefinden zu fördern und langfristige Verbesserungen zu erzielen.

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