Episode 26 | Güngör Kara – Chief Digital Officer beim Ottobock – über intelligente Prothesen aus dem 3D Drucker

Güngör Kara ist selber Industriemechaniker und Diplom-Ingenieur, der immer etwas händisches machen wollte, und den bis heute seine Mission ‚Veränderung durch Technologie‘ antreibt. Seine Aufgabe ist es, das traditionelle Handwerk der Orthopädietechnik zu digitalisieren und neue Services und Geschäftsmodelle für Ottobock zu entwickeln.

Im Podcast erzählt Güngör Kara uns, wie sein Werdegang ihn vom Tabakunternehmen über Social Entrepreneurship zum Gesundheitswesen gebracht hat, verrät uns wie intelligente Prothesen entstehen und so das Leben und den Alltag vieler Menschen verbessern.

Güngör Kara - Chief Digital Officer von Ottobock
Güngör Kara – Chief Digital Officer von Ottobock

Inga und Güngör treffen sich für diese Episode bei Ottobock in Duderstadt. Dadurch ergibt sich nicht nur die Gelegenheit eines persönlichen Interviews (natürlich mit gebührendem Abstand) sondern auch das Unternehmen näher zu erkunden.

Aber zunächst einmal geht es um Güngör Kara, um ihn als Person und seinen Lebensweg. Geboren ist er in Istanbul, und Mitte der 70er Jahre mit seiner Familie zunächst in das beschauliche Münsterland gezogen. Mit 16 Jahren folgte dann der Umzug in die Metropole Berlin. Noch zu Zeiten der der deutschen Teilung. Kurz nach der Wende fängt Güngör eine Ausbildung zum Industriemechaniker, um die Dinge, die er verändert auch sehen und anfassen zu können, begründet er seine Wahl. Danach folgt das Studium zum Dipl. Ingenieur, mit dem er seinen Ausbildungsweg abschließt und der Weg ins Arbeitsleben beginnt.

Veränderung durch Technologie

Güngör Kara arbeitet daraufhin hin einige Jahre als Ingenieur, und in der Beratung und wird dann Social Entrepreneur, um Strom in entlegene Gebiete zu bringen. Wie er letztlich davon zu seiner heutigen der Position des Chief Digital Officers bei Ottobock kam, erfahrt ihr ab Minute 4:00.

Ab Minute 10 erzählt Güngör, wie für ihn bei Ottobock ein Traum in Erfüllung gegangen ist, denn er ist dicht am Endprodukt und kann wirklich Einfluss drauf nehmen das Leben der Nutzer zu verbessern. Güngör kommt aus der physischen Entwicklung, er kennt sich aus seiner vorherigen Tätigkeit schon mit 3D-Druck und Medizintechnik aus.

Und er hat mit Ottobock ein Unternehmen gefunden, das sich in hier speziell weiterentwickeln will. Die technische Kompetenz, die sich hinter Ottobock verbirgt, hat Güngör zunächst selbst überrascht. Er arbeitet im Team zusammen mit Experten für Biomechanik, Sensorik, Lastverläufe und vielen weiteren Fachleuten.

Was macht eigentlich Ottobock?

Ottobock ist Weltmarktführer im Bereich Prothetik, Sponsor der Paralympics und eine starke Marke, weil es das Unternehmen geschafft hat aus Prothetik fast ein Lifeystyle-Produkt zu machen – Inga kommt bei den Produkten von Ottobock die 70er Jahre Serie ‚Der-Sechs-Millionen-Dollar Mann‘ in den Sinn.

Neben Prothetik gehört auch Orthetik zum Portfolio: Wenn das Körperteil existent aber eingeschränkt funktionsfähig ist, braucht man eine Orthese. Beides bietet Ottobock an und das hochintelligent, selbstlernend und individuell für den Träger. Wie genau das funktioniert, wie diese Prothesen entstehen und wie sie durch das Nutzungsverhalten des Trägers dazulernen erfahrt ihr ab Minute 13:00.

Digitale Wertschöpfungskette

Ab Minute 15:30 steht die durch digitale Innovation veränderte Wertschöpfungskette im Bereich der Orthopädietechnik im Fokus des Gespräches. Zum Beispiel das Scan-to-print Verfahren, das in der technische Herstellung Anwendung findet. Dabei wird bspw. ein Stumpf nicht mehr händisch vermessen, sondern mit einem 360-Scan aufgenommen und digitalisiert. Die fertige Datei wird dann sofort an den 3D-Drucker gesendet und gedruckt. Dieses Verfahren bringt vor allem mehr Qualität für Patienten, denn es ist unabhängig von Messfehlern, die zu einer schlechtsitzenden Prothese führen können. Digitalisierung bringt in diesem Fall also Qualitätskontrolle mit sich. Welche anderen Schritte in der Wertschöpfungskette sich noch ändern und wie dadurch eine intelligente Metaebene entsteht, verrät Güngör im Interview.

Zugang zum Patienten

Oftmals fehlt Innovatoren im Gesundheitswesen der direkte Zugang zu den potentiellen Nutzern. Sie müssen den Zugang über Krankenhäuser und Ärzte gehen, das ist bei Ottobock anders. Das Unternehmen betreibt 160 eigene Patientenversorgungszentren bzw. Sanitätshäuser. Welchen Vorteil das bringt, vor allem auch für Güngör als Chief Digital Officer und das testen des Nutzens seiner Lösungen, erzählt er ab Minute 21:00. So hat Güngör die Möglichkeit, schnell mit neuen Lösungen an den Markt zu gehen und tatsächlichen Bedarf testen, weltweit

Für Güngör ist bei Ottobock ein Wunsch in Erfüllung gegangen: er ist nicht mehr nur der Ingenieur im Hintergrund, sondern viel näher am Nutzer der Produkte und es ist ihm damit möglich, die Einsatzmöglichkeiten zu verstehen und so auch die Innovationen auszurichten. Ottobock ist seit der Gründung vor über 100 Jahren stark im Bereich Brand & Marketing. Das Unternehmen positionierte sich, um dem Slogan ‚Quality for Life‘ gerecht zu werden, z.B. als Sponsor der Paralympics oder auch als Anbieter von Running Clinics, wo Prothesentragenden Sport nahe gebracht wird.

Brücke zwischen Anwender und Orthopädietechniker

Ab Minute 27:40 geht es um visionäre Themen, an denen Güngör zurzeit arbeitet. Er entwickelt mit seinem Team intelligente Prothesen. Die Prothesen sind digital vernetzt und können so ferngewartet werden, z.B. um herausfinden, ob die Prothese neue Einstellungen braucht, Updates oder wie der Stand des Verschleißes ist. Das sind zusätzliche Dienstleistungen, die Ottobock auf Grund der digitalen Services anbieten kann.

Güngör kümmert sich um alle Themen, die das Produktportfolio von Ottobock betreffen, aber auch neue Dienstleistungen und disruptive Geschäftsmodelle, die durch Digitalisierung möglich werden. Dies ist eine große Aufgabe, bei der man immer noch Neuland betritt. Güngör erwartet, dass der handwerkliche Teil der Orthopädietechnik in den Hintergrund treten wird, und Orthopädietechniker zukünftig eher die Kommunikation und Begleitung der Patienten leisten werden.

Zu Ende des Gesprächs geht es noch einmal um Güngörs Mission als Ingenieur. Er will technische Innovation in eine Industrie bringen, die da durch einen positiven Wertbeitrag für das Leben der Menschen hat.

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