Episode 19 | Dr. Alexander Schachinger – wie sich die Akzeptanz von Digital Health entwickelt hat

Dr. Alexander Schachinger ist Marktforscher mit Spezialgebiet der Digitalisierung im Gesundheitswesen, und er ist Gründer der EPatient Analytics GmbH. Er führt seit 10 Jahren jedes Jahr das EPatient Survey durch. Das EPatient Survey ist Deutschlands größte Online-Patientenbefragung zu Digitalen Gesundheitsangeboten, Wearables und Gesundheitsdaten.

Dr. Alexander Schachinger und Inga Bergen sprechen darüber, wie sich das Patientenverhalten in den letzten 10 Jahren verändert hat, und wie man als Anbieter von Digitalen Gesundheitslösungen seine Zielgruppe am besten erreichen kann. Inga und Alexander kennen sich schon seit fast 10 Jahren, beide waren Pioniere in der deutschen Digital Health Szene.

Der Weg zum ersten EPatient Survey

Ab Minute 1:30 erzählt Alexander von seinem ersten Beruf – er war Physiotherapeut. Nach einem Jahr in der Praxis ging er als Student der Empirischen Sozialforschung und Kommunikationswissenschaft nach Berlin. Im Jahr 2009 begann er mit seiner Promotion zum Thema „Digitaler Patient“. Damals führte er den ersten E-Patient Survey im Rahmen siener Promotion durch. Diese erste wissenschaftliche Online-Patientenbefragung hatte 1.600 Teilnehmer und war Anstoß für Alexander, sein kleines Marktforschungsunternehmen aufzubauen.

Ab Minute 3:50 geht es um den digitalen Gesundheitsmarkt. Dr. Alexander Schachinger interessiert sich dafür, wie Menschen digitale Lösungen nutzen, um sich um ihre Gesundheit zu kümmern, und wie diese digitalen Lösungen zu den Patienten kommen. Ab Minute 5:20 geht es um den EPatient Survey, denn seit 2010 befragt Alexander Gesundheitssurfer zu ihrem Nutzungsverhalten, zu Zahlungsbereitschaft, Bereitschaft zur Datenweitergabe, und weiteren Themen.

Wie kommen Patienten an Digitale Gesundheitsanwendungen?

Ab Minute 6:20 geht es um eine Frage, die er sich auch stellt ist: wie kommt ein Nutzer an eine Digitale Gesundheitsanwendung. 2010 haben noch 70-80% der Gesundheitssurfer selbst nach DIGA gesucht, heute erfahren Nutzer über Massenmedien, Kommunikation der Krankenkasse, etc. Diese Empfehlungen sind wie ein Filter, so kommt auch Qualitätssicherung in das System.

Das Verhalten von Menschen ändert sich nicht von heute auf morgen. Darüber sprechen Dr. Alexander Schachinger und Inga Bergen ab Minute 7:35. Dies sieht man am Thema Zahlungsbereitschaft: 2014 waren ca. 5% der chronischen Patienten bereit, für eine App Geld zu zahlen – heute im Jahr 2020 sind bereits 10-12%.

Wie verbreiten sich Technikinnovationen?

Technikinnovationen verbreiten sich seit 200 Jahren immer nach dem gleichen Muster – zunächst kommen die soziökonomisch besser gestellten als Early Adopter, dann die breite Bevölkerung. Ab Minute 10:40 geht es um die Ausnahmen, z.B. die bildungsfernen Early Adopter, z.B. technikaffine Bastler, oder Patienten mit einem hohem Leidensdruck, die Digitale Gesundheitsanwendungen nutzen. Alexander beobachtet in den letzten Jahren, dass Digitale Gesundheitsanwendungen für immer mehr Bereiche verfügbar werden.

Eine Frage, die Dr. Alexander Schachinger immer wieder gestellt wird, ist: Wie kommen DIGAs zum Patienten? Früher mussten Patienten aktiv danach suchen, heute gibt es zum Teil sogar Fernsehwerbung für Digiale Gesundheitsanwendungen. Der beste Weg ist jedoch eine persönliche Empfehlung und die enge Anbindung in die Behandlung. Inga spricht ein Thema an, das noch nicht vollständig gelöst ist: Ärztinnen und Ärzte müssen dafür auch vergütet werden, sonst empfehlen sie Patienten keine Apps.

Digitale Health befindet sich in einer Phase der Feuerwerks-Innovation

Es gibt 5.000 Webseiten mit Gesundheitsbezug in DACH, zahlreiche Apps, Sensorik-Lösungen, Coaching-Tools – Alexander nennet es eine Feuerwerksinnovationsphase. Es entwickeln sich auf dem Markt der Digitalen Gesundheitsanwendungen immer mehr Vielfalt & zahlreiche vertikale Lösungen für spezifische Patienten.

Ab Minute 16:00 sprechen die beiden über internationale EPatient Forschung, denn im anglo-amerikanischen Raum, Scandinavien und Benelux wird diese Public Health Forschung seit Jahrzehnten betrieben. Deutschland ist eher zögerlich, was auch mit der besonderen Vergangenheit zusammenhängt.

Ab Minute 17:00 geht es um das Digitale Versorgung-Gesetz und die Frage, wie Wirksamkeit von DIGA bewiesen werden kann. Alexander zitiert eine holländische Studie, in der herausgefunden wurde, dass wenn eine DIGA von medizinischen Fachkräften erklärt wird, die Abbruchrate sich signifikant sinkt.

Persönliche Empfehlung senkt die Abbruchrate

Minute 18:50 erklärt Alexander, dass 90% der Anwender abbrechen, wenn sie z.B. über einen Brief (z.B. von der Krankenversicherung) auf eine App aufmerksam gemacht werden. Die Abbruchrate sinkt hingegen auf ca. 50%, wenn eine DIGA von medizinischem Fachpersonal empfohlen wird.

Ab Minute 20 geht es um den Luxus des Late Adopters, von dem man in Deutschland ohne Zweifel sprechen kann – Deutschland kann viele Erfolgsmodelle übernehmen, die bereits in anderen Ländern funktioniert haben. Alexander berichtet über die Bereitschaft der Patienten, Daten zu teilen? Über 80% der Chroniker sind bereit, Gesundheitsdaten zu teilen, insbesondere mit Arzt/ Ärztin als Vertrauensperson.

Minute 22:30 erzählt Alexander, wie er zum Thema EPatient vor 10 Jahren kam. Er war während des Studiums schon bei Berlin-Chemie und bei der Digitalagentur Razorfish tätig. Er folgte damals seinem Bauchgefühl, war bei den ersten Kongressen zum Thema, es entstand ungeplant.

Ab Minute 25:00 geht es um Veränderung, mittlerweile ist das Thema Digital Health auch in Deutschland angekommen – somit verändert sich auch Alexanders Arbeit. Bei Marktforschung geht es immer mehr um harte Marktdaten, um Nutzer und Multiplikatoren von Digitalen Gesundheitsanwendungen zu erreichen. So erforscht Alexander zunehmend Szenarien, wie DIGAs zu Patienten kommen.

Analoge und digitale Medizin verpflechten sich

Ab Minute 28:35 geht es um das Thema, wie sich Digital Health in der Zukunft entwickeln wird? Alexander beobachtet, dass der Bereich vielfältiger wird, analoge und digitale Medizin sich immer mehr verflechten – er spricht von Konvergenz. Medizinisches Fachpersonal wird sehr viel stärker eingebunden, und nimmt die Rolle des Übersetzers und Motivators von Digitalen Gesundheitsanwendungen ein. Ab Minute 31:00 beschreibt Alexander noch einmal, wie wichtig das Thema digitale Gesundheitskompetenz auf Patientenseite ist. Ein Fazit ist, dass Patientenkompetenz und die Rolle medizinischen Fachpersonal durch DIGA wichtiger werden. Wir können also gespannt sein, welche Erkenntnisse das nächste EPatient Survey im Mai 2020 bringt.

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