In dieser Folge spricht Inga Bergen mit Dr. med. Sievert Weiss. Sievert Weiss ist Mitgründer von Amboss, einer digitalen Wissensplattform für medizinisches Wissen, die Ärztinnen und Ärzte vom Studium bis zur Rente begleitet.
Amboss ist eine Art fundiertes Wikipedia von Medizinern für Mediziner. Heute beschäftigt Amboss über 400 Angestellte in Deutschland, Italien und den USA und stellt Wissen aller Fachrichtungen im Browser und per App zur Verfügung. Im Podcast erzählt Sievert, warum es nicht sinnvoll ist, Fakten auswendig zu lernen, wenn sich medizinisches Wissen alle 73 Tage verdoppelt.
Die richtigen Antworten und „time to knowledge“ können Lebenswichtig sein
Amboss ist ein interessantes Unternehmen, da in diesem Podcast häufig auch um die Ausbildung von medizinischem Fachpersonal und wie sich diese ändern muss geht. Die Möglichkeiten der Veränderung sind auch getrieben durch Digitalisierung.
Amboss ist kein Startup mehr, aber ihre Gründungsgeschichte ist eine klassische. Aus der Studenten-WG heraus, haben Sievert und seine Mitgründer nach dem Medizinstudium in Göttingen Amboss gegründet. Heute arbeiten um die 400 Mitarbeiter an mehreren Standortenweltweit für das Unternehmen. Die digitale Plattform für medizinisches Wissen hilft Medizineren von Tag eins des Studiums bis idealerweise zur Rente alle medizinischen Fragen auf dem Weg zu beantworten.
Telefonbuch auswendig lernen vs. Zusammenhänge verstehen
Sievert Weiss erzählt, dass ihn und seine Mitgründer schon während des Studiums sehr interessiert hat, wirklich zu verstehen, was sie lernen: wie funktioniert der Körper? Was passiert, wenn was falsch läuft? Warum funktioniert etwas nicht mehr? Was sind dann die Folgeerscheinungen? Und wie kann man das dann angehen, behandeln, diagnostizieren usw.. Damals erkannte Sievert Weiss: wenn man die dahinterliegenden Muster oder Modelle versteht, dann ist vieles einfacher zu behalten.
Das Lernen endet natürlich nicht mit dem Studium, denn das medizinische Wissen verdoppelt sich aktuell alle 73 Tage. Und umso weniger, sagt Sievert Weiss, macht es Sinn, in der Ausbildung zu verlangen, dass man diese Fakten, die nun zu dem Zeitpunkt gerade richtig sind, auswendig lernt. Mit Amboss haben er und sein Team versucht, auf diese Situation eine Antwort zu finden und aktuelles Wissen verfügbar zu machen. Auch veränderte Leitlinien und Innovationen kann Amboss so in die Ärzteschaft bringen.
Heute sind die Prozesse, wie Innovation und neue Erkenntnisse in die Praxis kommen, sehr langwierig. Mit Amboss will Sievert Weiss neues Wissen so einfach und kondensiert wie möglich an die Ärztinnen und Ärzte in der Praxis bringen. Informationen werden dabei personalisiert – die Schlüsselmetrik ist „Time to knowledge“ – Das Wissen muss schnell da sein und für die individuelle Person im Moment der Abfrage relevant sein. Viele Ärztinnen und Ärzte nutzen die Plattform am Krankenbett oder in einer Notfallsituation. Hier sind auch Spracherkennungslösungen von großem Potential.
Dürfen Ärztinnen und Ärzte zeigen, dass sie etwas nicht wissen?
Sievert Weiss sagt, dass heute die Erwartung ist, dass Ärztinnen und Ärzte alles wissen und sich deswegen vielleicht nicht trauen, Unwissen zuzugeben und Instrumente zur Hilfe zu nehmen. Hier ist ein Paradigmenwechsel nötig. Wir kommen von einem Antwortenden Beruf zu einem fragenden Beruf – Ärztinnen und Ärzte müssen heute die richtigen Fragen stellen.
Das Geschäftsmodell von Amboss ist ein Abo-Model. 1/3 der Mitarbeitenden erstellt Inhalte, das ist sehr kostenintensiv. Das Unternehmen hat Risikokapital aufgenommen, auch um in den US-Markt zu expandieren. Sievert Weiss und seine Mitgründer haben Venture Capital aufgenommen, um zu internationalisieren. Amboss differenziert sich dabei über die Qualität und die Positionierung als Lifelong-Companion – lebenslanger Begleiter.
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