Prof. Dr Jochen Werner – CEO der Universitätsmedizin Essen für ein soziales Pflichtjahr und weniger Föderalismus im Gesundheitswesen

In dieser Podcastfolge erläutert Prof. Dr. Jochen Werner, welche Reformen die deutschen Krankenhäuser nötig haben, um endlich innovativer und fortschrittlicher arbeiten zu können. Dabei geht er vor allem auf die fehlende Digitalisierung, den zu strengen Datenschutz und das Problem des Fachkräftemangels ein. 

Als Medizinischer Direktor/CEO der Universitätsmedizin Essen befasst sich Prof. Dr. Werner mit der Frage, wie man das Krankenhaus nicht nur fortschrittlicher, sondern auch menschlicher gestalten kann. Im Zuge dessen hat er das Institut für PatientenErleben an der Universitätsmedizin Essen gegründet. – Mit Fokus auf den Menschen. 

„Ein Großteil der Arbeit verpufft in Bürokratie“ 

Auch wenn Deutschland eine sehr gute medizinische Versorgung vorweisen kann, hapert es vor allem an der Bürokratie. Es bleibt viel Zeit in schleppenden bürokratischen Vorgängen hängen, welche teilweise bis zu 40% der Arbeitszeit fressen. Hierbei ist auch ein wichtiger Stichpunkt der Datenschutz. 

Durch fehlendes digitales Netzwerk und streng ausgelegten Datenschutz wird Kommunikation in der Klinik und über die Klinikgrenzen hinweg erschwert. Falsch ausgelegter Datenschutz ist, so Prof. Werner, ein Innovationsstopper auf allen Ebenen.

„Krankenhäuser müssen endlich anfangen zu tun, wofür sie da sind“

Der Begriff Spitzenmedizin differenziert inicht zwischen gut und schlecht. Spitzenmedizin beschreibt viel mehr die Nähe zur Forschung und die Fähigkeit, die Medizin nachhaltig zu verändern. Kleine Krankenhäuser müssen mithilfe von Digitalisierung und Telemedizin aufgerüstet werden, sich auf Standard-Behandlungen fokussieren und die komplexen Fälle an die großen Unikliniken und Maximalversorger abgeben. Nicht jedes kleine Krankenhaus ist automatisch ein schlechtes Krankenhaus. So hat Inga Bergen bereits in einer früheren Folge mit David Ruben Thies – CEO der Waldkliniken Eisenberg – gesprochen, dessen Konzept diese These unterstützt-

In seinem Buch: „So krank ist das Krankenhaus: Ein Weg zu mehr Menschlichkeit, Qualität und Nachhaltigkeit in der Medizin“ erklärt Prof. Dr. Jochen Werner die Lage der Krankenhäuser in Deutschland. Neben dem Problem der überbordenden Bürokratie besteht, so Prof. Werner, auch ein strukturelles Problem. 

Im Föderalismus sind Gesundheitsthemen auf Länderebene angesiedelt, so kann es nicht zu einer einheitlichen Reform kommen. Gesundheit sollte zentralisiert werden. Ein Vorbild kann Dänemark sein – das Land hat einen langfristigen nationalen Plan für Gesunheit & Digitalisierung von 12-15 Jahren entwickelt. 

„Wir brauchen ein soziales Pflichtjahr!“

Prof. Werner spricht sich für die Lockerung des Datenschutzes, einen nationaler Plan um föderale Strukturen zu entmachten, und die Idee, eines sozialen Pflichtjahres aus, um den Personalmangel in der Pflege zu beheben.

Bis zu seiner Abschaffung hat der Wehr-Ersatzdienst oder auch „Zivildienst“ über die Pflegekräfte massiv entlastet. Die entstandene Lücke ist nicht mehr schließbar, so Werner. Ein soziales Pflichtjahr kann daher helfen, nicht nur das fehlende Personal zu ersetzen, sondern Interesse bei Jüngeren für medizinische Berufe zu wecken.

Liegt es uns wirklich am Herzen, dass die Bürgerinnen und Bürger gesund bleiben?“ – Prof. Dr. Jochen Werner 

Prof. Dr. Jochen Werner fordert, Bildung näher am Leben der Bürgerinnen & Bürger zu gestalten. – Die Lösung: Das Schulfach „Gesundheit“. Man muss, so Werner, den Menschen bereits im jungen Alter beibringen, wie sie gesund bleiben. Darüber hinaus ist es wichtig Mediziner*innen so auszubilden, dass sie den Fokus auf den Menschen nicht verlieren. „Wie kläre ich richtig auf?“ und „Wie unterstütze ich meine Patient*innen?“ sollten dabei leitende Fragen sein. 

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert