In diesem Podcast erläutert Dr. Daniel Fallscheer, wie sich Tests verändern müssen, um den Herausforderungen unseres Gesundheitssystems gerecht zu werden, welche Vor- und Nachteile Selbsttests gegenüber Tests beim Arzt haben und wie eine bessere Interoperabilität zwischen Arzt und Labor Fehler vermeiden und Prozesse beschleunigen kann.
Von der Industrie zum Gründer
Dr. Daniel Fallscheers erste Stationen im Gesundheitswesen waren Unternehmen wie Medtronic und Siemens Healthineers. Dort begleitete er den Börsengang und weltweite Markeneinführungen. Anschließend war er am Aufbau einer Patient Engaging Plattform für Pharma beteiligt. Der Wunsch, eine lang gehegte Vision in die Tat umzusetzen, führte ihn schließlich zur Gründung des Start-ups „DasLab“, in dessen Board unter anderem Björn von Siemens sitzt.
Corona als erster Anwendungsfall
Wenn wir uns an die Anfänge von Corona zurückerinnern, stand das Thema Testen zum ersten Mal im Vordergrund. Plötzlich konnten wir digital Termine buchen und bekamen das Ergebnis direkt per E-Mail oder App aufs Smartphone. Das Ganze hat Daniel und sein Team schon vorher beschäftigt, aber mit Corona kam der erste große Use Case. Im Großen und Ganzen basieren aber 70 Prozent aller medizinischen Entscheidungen auf Labortests. Der Großteil dieser Tests ist alles andere als digitalisiert und wird meist noch in Papierform vom Arzt angeordnet – die Prozesse sind sehr langsam und analog [ab Min. 5]. DasLab baut daher die Infrastruktur dahinter auf: von der Bestellung des Tests über die Laborsuche bis hin zur Kommunikation und Interpretation des Ergebnisses wird alles durchgängig digitalisiert und mit einer API-Lösung für beste Konnektivität versehen.
Deutschland ist Weltmeister in Doppel- und Dreifachuntersuchungen.
Am Beispiel Diabetes macht Daniel deutlich, wie wichtig Langzeitmonitoring ist [ab Min. 6:30]. Ärzte können ihre Patienten besser betreuen, wenn sie deren Daten in ihren Arztinformationssystemen über eine direkte Verbindung zu den Laboren über einen längeren Zeitraum verfolgen können. Dadurch können auch viele unnötige Doppel- und Dreifachuntersuchungen vermieden werden.
In Deutschland haben sie bereits 50 Partnerschaften mit Laboren geschlossen. Dabei konzentrieren sie sich auf eine Lösung für die Darmkrebsvorsorge in Form von Selbsttests für zu Hause. Auch in der internationalen Zusammenarbeit sind sie aktiv und erproben vor allem mit Spanien und perspektivisch mit der Schweiz neue Testsysteme [ab Min. 15].
Eine Million Tests pro Tag ermöglichen
DasLab finanziert sich hauptsächlich über Abonnements mit seinem Software-as-a-Service (SaaS)-Modell auf dem B2B-Markt. Sie bieten auch Pakete für Selbsttests an, die die Labore wiederum an ihre Kunden weiterverkaufen können.
Daniel berichtet, dass in Deutschland jährlich etwa 8 Milliarden Euro für Labortests ausgegeben werden [ab Min. 28]. Umgerechnet sind das mehrere 100 Millionen Tests pro Jahr. Daraus haben sie das Unternehmensziel formuliert, in 10 Jahren eine Million Tests pro Tag über ihre Plattform zu ermöglichen.
Zukunft mit Decision Support und Defensive Medicine
Inga Bergen erzählt, dass durch eine gute Aufbereitung der Daten in Zukunft auch weitere Dienste auf Plattformen möglich sein werden und dass es viele verschiedene Perspektiven auf das Thema gibt [ab Min. 30]. Daniel verrät, dass in Zukunft mit dem Einverständnis der Patienten ein Decision Support möglich sein könnte, der auf Basis verschiedener Faktoren wie Krankheitsgeschichte, bisherigen Testergebnissen und Genetik die wichtigsten Testparameter vorgeben kann. Darüber hinaus kann das Thema der defensiven Medizin unterstützt werden, indem Langzeitmarker festgelegt werden, nach denen bestimmte Tests über einen längeren Zeitraum nicht wiederholt werden müssen. Laut Daniel gibt die größte Krankenkasse in der Schweiz 250 Millionen Euro pro Jahr für Tests aus und es gibt eine Hypothese, dass ein großer Teil davon vermieden werden könnte [ab Min. 32:30].
Abschließend vertritt Daniel die Meinung, dass es keine „Superplattform“ geben wird, die sich gegen alle anderen durchsetzt. Vielmehr werden Konnektivität und Interoperabilität eine sehr wichtige Rolle spielen, damit die Patienten selbst entscheiden können, welchen Plattformen sie ihre Daten geben [ab Min. 40]. Hier will DasLab eine wichtige Rolle spielen.
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