Daniela Teichert ist seit einem Jahr der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost und setzt ihre Vision von einem holistischen Gesundheitswesen um. Im Podcast erzählt Daniela Teichert Podcast-Host Inga Bergen, wie der Mangel an Einnahmen gegenüber den steigenden Ausgaben, das rasant ansteigende Wissen, die Digitalisierung und der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen eine Transformation unumgänglich machen. Und wie wichtig dabei Lotsen sind, um Effizienz und Qualität zu verbessern.
Vom Kundenservice zur Vorstandsvorsitzenden
Daniela Teichert hat ihre berufliche Laufbahn bei der AOK im Kundenservice begonnen. Sie wollte Patienten versicherte beraten und für eine gute Versorgung einstehen. Schon damals merkte sie, dass sie gut Menschen motivieren kann und wurde mit 21 Jahren Teamleitung und übernahm schnell weitere Führungsfunktionen in der IT, im Vertrieb. Der Schritt, sich als Vorstandsvorsitzende zu bewerben, lag dann nahe, und Daniela Teicherts Vorstandsmandat begann zeitlich mit der Corona-Pandemie. Und die Corona-Pandemie brachte einen Schub in der (Digitalen) Transformation der AOK Nordost, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnell ins Home Office mussten. Schon seit 2016 arbeitet Daniela Teicherts Team daran, die (digitale) Vernetzung des Gesundheitswesens voran zu treiben.
Das Gesundheitswesen in Deutschland – dreifache Knappheit
Heute steht das Gesundheitswesen in Deutschland vor der Situation einer dreifachen Knappheit. Zum einen ist die Knappheit eine Finanzielle: wenige Beitragspflichtige, geringe Einnahmen und immer steigende Ausgaben. Dann gibt es eine Knappheit an Gesundheit. Und die dritte Knappheit an Gesundheitsberufen, den Mangel an medizinischem Personal. Es geht um das Austarieren, da es für alle drei Knappheiten Lösungen geben muss.
Die AOK Nordost als Zukunftsgestalter
Hierzu möchte Daniela Teichert beitragen. Die AOK Nordost ist in der Metropolregion in Berlin verantwortlich, genauso wie in Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern. Da gibt es komplett andere Versorgungsstrukturen und unterschiedliche Bedarfe. In viele laufende Innovationsfonds Projekte, werden neue Ansätze erprobt und evaluiert, ob diese in die Regelversorgung gelangen sollten. Zudem verdoppelt sich medizinisches Wissen rasant und die Frage ist auch, wie zukünftig individuelle, individualisierte Medizin den Menschen im System zugutekommen kann.
Was muss da jetzt passieren, um da überhaupt zukunftsfähig zu werden? Aus Daniela Teicherts Sicht muss sich die Perspektive ändern – Wir müssen aus einer Perspektive agieren, die Versorgung vernetzt organisiert und nicht ein stationäres Budget und ein ambulantes Budget nebeneinander planen, ohne Verbindungen zu entwickeln. Auch beim Thema Pflege, wo der Bedarf immer größer wird.
Das Geld geht aus – und das Gesundheitswesen muss sich grundlegend verändern
In diesen Bereichen entsteht ein Finanzierungs-Delta. Krankenkassen wurden schon gedrängt, Zusatz- Beitragssätze zur Finanzierung der Ausgaben zu nutzen. Das war nie geplant, denn diese sollten z.B. für innovative Produkte genutzt werden. Daniela Teichert sagt, wenn sich das System nicht verändert, ist es langfristig kaum finanzierbar. Die Veränderung muss holistisch sein und sich an der Patient Journey ausrichten. Nur so können die aktuellen Probleme gelöst werden. In der Zukunft werden Versicherungen, so Daniela Teichert, die Versicherten-Journey steuern und mit automatisierten Prozessen aufeinander abgestimmt effizient managen müssen – die neue Rolle beschreibt sie als „Gesundheitsmanager“.
Zielbild vernetzte Versorgung
Wie ändern wir das System? Indem wir immer bessere, auch praxisnahe Beweise liefern, dass wir Versorgung anders organisiert bekommen, nämlich in Netzwerken. Wie komme ich dahin? Diese Vernetzung mit den Partnern, die vor Ort dort agieren, dann auch zu gut so, also zu optimieren, erst mal auch ein Zielbild zu entwickeln. Was wollen wir eigentlich hier anders organisieren? Wo wollen wir Patienten gerade durchgängiger gestalten?
Die AOK Nordorst erhält als einzige gesetzliche Krankenversicherung ein eigenes medizinisches Versorgungszentrum, das Zentrum für Gesundheit in der Müllerstraße in Berlin. Die AOK Nordost will zeigen, dass Versorgung gut gemanagt werden kann, auch ohne Gewinnerzielungsabsicht. Der Anspruch ist, die komplette Versorgungskette inklusive der Prävention abzubilden.
Dem Versicherer kann eine Lotsen-Rolle zukommen, auch im Koalitionsvertrag ist angekommen, dass eine solche Funktion benötigt wird, erzählt Daniela Teichert. Auf Basis der existierenden Daten hat Daniela Teichert mit ihrem Team eine Prognose für die Versorgungsszenarien im Jahr 2030 entwickelt.
Ein Ziel muss sein, die Versorgung effizienter zu organisieren, um auch in Zukunft noch gute Gesundheitsversorgung leisten zu können. Daniela Teichert ist überzeugt davon, dass die Effizienz-Reserven im System vorhanden sind und dass man diese mit einer vernetzten Planung heben kann.
Daniela Teichert spricht sich für eine gesteuerte Versorgungsplanung aus.
Um neue Ansätze in der Regelversorgung dann auch umzusetzen braucht es deutlich mehr Freiraum, auch regulatorisch. Und es braucht neue Finanzierungsformen, neue Finanzierungsmodelle und ein gemeinsames Verständnis, dass es mit weniger finanziellen Mitteln trotzdem eine qualitative Versorgung geben kann.
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