Episode 28 | Lutz Kloke – Gründer und CEO des Bioprinting Startups Cellbricks

Cellbricks ist ein Spinnoff der TU Berlin und startete ursprünglich mit der Promotion von Lutz Kloke, die in der Gründung des Startups gipfelte. Zusammen mit seinem Team hat er einen speziellen Drucker und zugehöriges Verfahren entwickelt, um 3D Druck mit lebendem Material zu ermöglichen. Eine Zukunftstechnologie, die es eines Tages ermöglichen könnte, funktionsfähige menschliche Organe zu drucken und zu transplantieren. 

Im Podcast erzählt er uns, was heute schon mit der Technologie möglich ist, wieso sie nicht nur gesunde Zellen, sondern auch kranke nachbilden, wie die Entwicklung der heutigen Modelle funktioniert und wieso der Investitionsmarkt für Deep Tech Startups bisher noch klein ist.

Lutz und Inga im Podcast Studio

Inga Bergen und Lutz Kloke treffen sich für diese Episode im Podcast Studio, das erste Mal nach der ‚Coronapause‘. Das heutige Thema, 3D Druck mit lebendem Material. Die dahinterliegen Kerntechnologie ist Bioprinting. Was genau man darunter versteht, erklärt Lutz ab Minute 1:20 des Interviews.

Lutz Kloke hat ursprünglich Pharmazie studiert, seinen MBA gemacht und dann an der TU Berlin zu genau diesem Thema promoviert. Cellbricks ist das Ergebnis seiner Promotion, die auf gute Art und Weise aus dem Ruder gelaufen ist, sagt Lutz. 

Was versteht man eigentlich unter Bioprinting?

Bei dem Begriff Bioprinting denken die Meisten gleich an die realgewordene Science-Fiction-Welt aus Filmen wie das Das fünfte Element oder Aliens: Covenant. Ganz so ist es aber heute noch nicht. Die evolutionäre Entwicklung von Millionen Jahren lasse sich nicht so schnell aufholen, erklärt Lutz ab Minute 3:40. Nichtsdestotrotz wird es seiner Meinung nach in den nächsten 10 Jahren möglich sein, Organe und lebendes Material zu drucken und zu transplantieren.

Bisher ist es möglich Modelle von Organen nachzubauen. Zum Beispiel eine Minileber, die die gleichen Funktionen aufweist. In Studien wurde damit schon nachgewiesen, dass die 3D gedruckten Modelle in ihrer Funktionsweise näher an menschliche Zellen sind, als die bisherigen Nachbildungen aus der Petrischale.

Selbstgebauter Drucker und CAD Modelle

Cellbricks liefert das fertige Produkt, das heißt das fertige Zellmodel, das zurzeit vor allem für Forschungszwecke eingesetzt wird. Dafür werden zunächst digitale Modelle am Computer entworfen, erklärt Lutz ab Minute 7:30 den Prozess.

Dabei wird ebenfalls festgelegt, welche Zelltypen man für den späteren Druck braucht. Diese werden von Zellbanken geliefert und über den 3D Druck vervielfältigt. Letztlich werden die Zellen mit Hilfe von Polymeren zu Zellstrukturen ‚zusammengeklebt‘. Was dabei die größte Herausforderung ist und wie lange der Prozess dauert, erfahrt ihr vom Lutz im Interview.

Beschleuniger der Forschung

Das Nachbauen von Zellstrukturen und ganzen Organen ist dabei nicht die einzige Möglichkeit. Lutz und sein Team drucken auch kranke Zellen und ermöglichen es so, die gleiche Krankheit mehrfach zu reproduzieren. Das wird beispielsweise in der Pharmaforschung zum Testen von Krebsmedikamente genutzt. Warum dadurch die Forschung um Jahre verkürzt werden kann und wie so Therapien schneller zur Verfügung stehen, berichtet Lutz ab Minute 11:30.

Die Lernkurve

Ab Minute 16:10 unterhalten sich Inga und Lutz über Cellbricks Vision. Diese ist eher bescheiden formuliert und richtet sich an den momentan bestehen Bedarf. So besagt sie nicht, dass das Ziel ist Organe zu drucken, sondern zunächst die Forschung zu unterstützen. Lutz weiß, dass der Weg zum funktionsfähigen gedruckten Organ noch lang ist und der Weg dahin sich stufenweise gestalten wird.

Cellbricks muss mit seinen Produkten eine Lernkurve beschreiten, um dann letztlich als Advanced Therapies Medicinal Products“ (ATMP) eingestuft zu werden. Die Technologien, die unter diese Kategorie der Arzneimittel für neuartige Therapien fallen, sind individuell auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten und würden letztlich die Transplantation von gedruckten Zellen ermöglichen. Bis dieses Ziel erreicht ist, braucht es allerdings noch eine Menge Geld, Zeit und viel Mut.

Solidarsystem und ökologischer Fußabdruck

Wie bei vielen neuen Technologien schwingt auch bei Cellbricks die Frage mit, wie der Erfolg sich auf unsere Gesundheitssystem und auch auf die Gesellschaft auswirken wird. Was passiert, wenn auf einmal ein Unternehmen Patente an Organen hält? Kann unser Solidarsystem noch funktionieren, wenn die Lebenserwartung bei 100 Jahren liegt? Und wie wirkt sich verlängerte Lebenszeit und weniger Sterblichkeit auf unsere natürlichen Ressourcen aus? Lutz und Inga sind sich ab Minute 20:30 einig, dass wir diese Probleme nur gemeinsam lösen können.

Zum Ende des Gesprächs, ab Minute 25:40, gibt Lutz Einblick, wie Cellbricks bisher finanziert wurde und erzählt warum es noch schwierig ist Investoren für Deep Tech Themen zu interessieren.

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