In dieser Folge spricht Inga Bergen mit Gloria Seibert, die Temedica schon im Jahr 2015 gegründet hat. Gloria Seibert kann man damit zurecht als Pionierin im Bereich Digital Health bezeichnen. Sie war Beraterin bei McKinsey, durch eine Multiple Sklerose-Erkrankung ihrer Familie wurde sie auf den Bedarf, neben einer Behandlung Unterstützung zu erfahren, aufmerksam.
Seit 6 Jahren entwickelt sie gemeinsam mit ihrem Team Apps für Menschen mit chronischen Erkrankungen. Temedica entwickelt aber nicht nur Apps für Patientinnen und Patienten, das Team arbeitet eng mit der Forschung zusammen und nutzt Daten, um neue medizinische Erkenntnisse zu gewinnen. Im Podcast berichtet Gloria Seibert, wie sie Temedica aufgebaut hat, welches Geschäftsmodell sie verfolgt und wie sie Forschung mit Daten unterstützen kann. Temedicas Vision ist es, die Versorgung von Patientinnen und Patienten zu verbessern – dabei liegt der Focus auf chronischen Erkrankungen. Chroniker haben den größten Bedarf und als Anbieter von Gesundheitsapps muss man sich auf die Patientinnen und Patienten und ihre Bedürfnisse einlassen, um wirklich gute Angebote schaffen zu können.
Individuelle Digitale Begleiter – basierend auf einer skalierbaren Plattformrechnologie
Multiple Sklerore oder Rheuma – es gibt digitale Begleiter für verschiedene Patientengruppen, jeder Begleiter ist individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten. Dafür nutzt Temedica seine eigene Plattformtechnologie, so dass nicht jede App von Grund auf neu gebaut werden muss. Gloria Seibert beschreibt das System wie einen Lego-Baukasten, der je nach Indikation zusammengesetzt werden kann. Dabei ist es Gloria Seibert wichtig, alle Stakeholder im System einzubinden. Brisa – eine App zur Begleitung von MS-Patienten wurde so zum Beispiel mit Roche und Patientenvereinigungen und Forscherinnen und Forschern entwickelt. Um eine App entsteht so ein „Hub“ – die App ist im Zentrum und bildet ein vernetztes Ökosystem aus verschiedensten Beteiligten. Temedica ist Betreiber und Inverkehrbringer der App.
Damit die digitalen Begleiter für chronisch Erkrankte rentabel sind, wird für jede App ein kleiner Business Case erstellt – die Geschäftsmodelle variieren. Sie hängen auch davon ab, wie viele Betroffene es gibt – es wäre zum Beispiel nicht rentabel, für eine sehr seltene Erkrankung eine App zu bauen. Mögliche Geschäftsmodelle sind Pharmakooperationen, Erstattung durch die Krankenversicherer und Selbstzahler-Modelle.
Real World Data bietet neue Möglichkeiten für die Forschung
Ziel ist, mit jeder App die Versorgung in einem gesamten Indikationsbereich zu unterstützen. Da Gesundheits-Apps den direkten Kontakt mit Patientinnen und Patienten ermöglichen, bringen sie auch neue Erkenntnisse, die für die Forschung genutzt werden können. Somit können auch neue Therapieansätze und sogar auch Medikamente entwickelt werden. Temedica nutzt Algorithmen, um Zusammenhänge zu verstehen. Als Beispiel nennt Gloria Seibert bestimmte Patientenkohorten – wie zum Beispiel aktive, junge Frauen, die sich täglich eine Stunde bewegen, bei denen eine Therapie zum Beispiel besser wirken kann als bei gleichaltrigen Männern, die eher inaktiv sind. Bisher war es unmöglich, solche Informationen zu erheben. Die Informationen, die so erhoben werden, sind für pharmazeutische Forschung, für Grundlagenforschung und für die pharmazeutische Forschung interessant. Um diese Vision zu verfolgen, hat Temedica im Jahr 2019 17 Millionen € Kapital von Investoren aufgenommen.
Internationalisierung als Ziel
In den nächsten Jahren werden neue Indikationsbereiche adressiert und über die Apps von Temedica sind auch zum Teil schon in anderen Ländern verfügbar. Ihre Vision ist, so die Versorgung zu verbessern, und auch die Entwicklung von personalisierter Medizin zu unterstützen.
Als Buchempfehlungen gibt uns Gloria Seibert noch The Hard Thing About Hard Things und Knulp: Drei Geschichten aus dem Leben Knulps.
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