Nicolas Wolikow will die Ausnahme zur Regel machen – und Krebs neu verstehen
Nicolas Wolikow ist französischer Unternehmer und Mitgründer sowie CEO von Cure51, einem Health‑Tech/TechBio‑Unternehmen, das die erste weltweite Datenbank außergewöhnlicher Krebspatient:innen („Exceptional Survivors“) aufbaut und daraus neuartige Therapieansätze entwickelt.
Er verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in digitalen Geschäftsmodellen, Technologie und Life Sciences. Unter anderem war er Mitgründer von Qare, einer führenden Telemedizinplattform in Frankreich, und arbeitete als Chief Digital Officer bei Ipsen. Zuvor bekleidete er leitende Positionen in Marketing, Business Development und operativem Management bei großen Unternehmensgruppen wie International SOS.
Anfangs startete er seine berufliche Laufbahn im öffentlichen Sektor und sammelte Erfahrungen bei globalen Konzernen wie L’Oréal und Sodexo, bevor er den Weg in die Tech‑ und Gesundheitswelt einschlug.
Die Idee hinter Cure51: Lernen von den Ausnahmen
Nicolas Wolikow beschreibt Cure51 als ein Unternehmen, das sich nicht auf das durchschnittliche Fortschreiten einer Krebserkrankung konzentriert, sondern auf die Ausnahmen – auf die wenigen Patient:innen, die trotz schlechter Prognosen über Jahre hinweg überleben oder sogar gesund werden. Diese Menschen nennt Cure51 „Exceptional Survivors“.
Während die klassische Forschung sich oft auf Therapieansprechen oder genetische Mutationen konzentriert, will Cure51 eine neue Perspektive etablieren: Was machen diese Überlebenden anders? Welche biologischen, sozialen oder umweltbedingten Faktoren tragen zu ihrem außergewöhnlichen Verlauf bei? Genau diese Fragen möchte Nicolas Wolikow beantworten – mit einem datengetriebenen, interdisziplinären Ansatz.
Aufbau der globalen Survivorship-Datenbank
Um diese Fragen zu beantworten, baut Cure51 eine globale Datenbank über Langzeitüberlebende auf. Dabei werden Informationen aus verschiedenen Quellen zusammengeführt – darunter klinische Daten, genomische Informationen, Umweltfaktoren, Lebensstil sowie psychologische und soziale Einflussgrößen.
Nicolas Wolikow betont, dass die Kooperation mit führenden Krebszentren weltweit essenziell ist. Dabei geht es nicht nur um die Sammlung von Daten, sondern auch um deren harmonisierte Aufbereitung: Verschiedene Länder, verschiedene Ethnien, verschiedene Gesundheitssysteme – Cure51 möchte eine globale Vergleichbarkeit erreichen, um wirklich robuste Erkenntnisse zu gewinnen.
Von der Beobachtung zur Innovation: Translation in die Therapie
Ein zentrales Ziel von Cure51 ist die Anwendbarkeit der Erkenntnisse. Nicolas Wolikow erklärt, dass es nicht ausreicht, nur zu beobachten – Cure51 will neue therapeutische Hypothesen entwickeln, die dann in klinischen Studien getestet werden können. Das Unternehmen plant keine eigenen Medikamente, sondern arbeitet als Plattform-Anbieter: Cure51 will das überlebensrelevante Wissen identifizieren, strukturieren und dann an Pharmaunternehmen oder akademische Partner weitergeben, um daraus gezielte Wirkstoffe oder Therapiekonzepte zu entwickeln.
Der Fokus liegt dabei auf aggressiven Krebsarten, etwa Bauchspeicheldrüsenkrebs, Glioblastomen oder metastasiertem Brustkrebs – also dort, wo die Überlebensrate besonders gering ist und der Erkenntnisgewinn besonders wertvoll sein könnte.
Ethik, Datenschutz und Patient Empowerment
Da Cure51 mit hochsensiblen Daten arbeitet, ist das Thema Ethik und Datenschutz zentral. Nicolas Wolikow legt großen Wert auf Transparenz, Zustimmung der Patient:innen und eine klare Kommunikation darüber, was mit den Daten passiert.
Die betroffenen Menschen stehen dabei nicht nur als Datenspender:innen im Fokus – Cure51 möchte sie auch als aktive Partner:innen im Forschungsprozess verstehen. Die Hoffnung, dass ihr eigener Ausnahmeverlauf anderen helfen kann, ist für viele ein starkes Motiv zur Teilnahme. Gleichzeitig betont Wolikow, wie wichtig psychologische Begleitung und respektvolle Aufarbeitung dieser Lebensgeschichten sind.
Warum jetzt? Warum Cure51?
Zum Abschluss erklärt Nicolas Wolikow, warum Cure51 genau jetzt gebraucht wird. Die technologische Infrastruktur – etwa im Bereich der Genomik, Datenanalyse und internationalen Vernetzung – sei heute weit genug entwickelt, um ein solches Projekt überhaupt möglich zu machen. Gleichzeitig sei es an der Zeit, nicht nur Therapien zu verbessern, sondern das Verständnis von Krebs grundsätzlich zu erweitern.
Cure51 will dazu beitragen, den Blick von der Krankheit auf die Heilung zu lenken – und dabei den Menschen ins Zentrum stellen, der bereits den unwahrscheinlichsten Ausgang erlebt hat: das Überleben.
Nicolas Wolikow will wissen, warum Menschen Krebs überleben – und daraus Hoffnung für viele machen
Diese Folge ist eine Einladung, anders über Krebs zu denken – nicht nur als Kampf gegen ein Schicksal, sondern als komplexes biologisches und soziales Phänomen, das wir noch lange nicht vollständig verstanden haben. Nicolas Wolikow zeigt mit Cure51 einen visionären Weg auf, wie wir von den Überlebenden lernen können – und so vielleicht in Zukunft vielen anderen das Leben retten. Wer verstehen will, wie Daten, Menschlichkeit und globale Kollaboration zusammenkommen, um die Onkologie zu revolutionieren, sollte diese Folge bis zum Ende hören.
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